CGB fordert echten Rechtsanspruch auf flexible Arbeitszeiten und umfassende Unterstützung für pflegende Angehörige

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB), als drittgrößter Gewerkschaftsdachverband mit über 280.000 Mitgliedern, appelliert eindringlich an die Bundesregierung, die Situation pflegender Angehöriger in Deutschland grundlegend zu verbessern. Ausgehend von den Prinzipien der christlichen Soziallehre, die die Menschenwürde und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellen, fordert der CGB einen umfassenden Rechtsanspruch auf flexible Arbeitszeiten und eine nachhaltige finanzielle Absicherung, um die immense Doppelbelastung berufstätiger Pflegender zu mindern. 

In Deutschland werden die meisten Pflegebedürftigen zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Schätzungsweise 2,5 Millionen dieser Pflegepersonen sind gleichzeitig erwerbstätig. Diese „Doppelbelastung“ führt zu erheblichen physischen, psychischen und finanziellen Belastungen. Studien zeigen, dass über 40 Prozent der pflegenden Angehörigen über Rücken- oder Gelenkschmerzen klagen und mehr als die Hälfte Anzeichen einer Depression aufweisen. Die finanzielle Situation ist ebenfalls prekär: Nur 7 Prozent der Pflegenden erfahren keine finanziellen Nachteile, während 14 Prozent sogar einen kompletten Verdienstausfall erleiden . 

„Die Pflege unserer Angehörigen ist eine der größten gesellschaftlichen Leistungen, die oft im Stillen erbracht wird. Es ist inakzeptabel, dass diese Fürsorge Menschen in finanzielle Not oder zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben zwingt“, erklärt Christian Hertzog, Generalsekretär des CGB. „Die aktuellen Regelungen sind allenfalls ein erster Schritt, aber sie reichen bei Weitem nicht aus, um die Realität der Langzeitpflege abzubilden.“ so der Generalsekretär weiter.

Der CGB fordert daher von der Bundesregierung einen ganzheitlichen Politikansatz, der die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreift und als Investition in die Zukunft Deutschlands sieht.

Als absolut zwingende Maßnahmen sieht der CGB:

  1. Längere und bedarfsgerechte Zeiträume: Der Rechtsanspruch muss auf deutlich längere, flexiblere Zeiträume ausgeweitet werden, die der chronischen Natur der Pflege gerecht werden.
  2. Die Schwellenwerte für den Rechtsanspruch müssen vollständig aufgehoben oder erheblich gesenkt werden, um einen universellen Zugang für alle erwerbstätigen Pflegenden zu gewährleisten .
  3. Der zu schaffende gesetzliche Rahmen muss innovative, mitarbeiterorientierte Arbeitszeitmodelle wie Sabbaticals, mobile Arbeitsoptionen und die Anpassung von Arbeitsvolumen und -aufgaben an sich wandelnde Pflegeanforderungen ermöglichen .
  4. Das zinslose Darlehen muss durch nicht rückzahlbare Zuschüsse oder ein robustes Lohnersatzsystem ersetzt werden, das den Einkommensverlust während der Pflegezeit tatsächlich kompensiert.
  5. Pflegezeiten müssen vollständig anerkannt und angemessen auf die Rentenansprüche angerechnet werden, um Altersarmut zu verhindern.
  6. Die Bundesregierung muss finanzielle Anreize oder Subventionen für kleine und mittlere Unternehmen bereitstellen, um die Implementierung flexibler Arbeitsregelungen und Unterstützungsstrukturen zu fördern .
  7. Aktive Förderung von Best Practices, Sensibilisierung von Führungskräften, Bereitstellung technologischer Lösungen und klare Vertretungsregelungen sind entscheidend .
  8. Kapazitäten, Zugänglichkeit und Reichweite der Pflegestützpunkte müssen erheblich ausgebaut werden.
  9. Ein deutlich verbesserter Zugang zu spezialisierten psychologischen Beratungsangeboten und Selbsthilfegruppen für Pflegende muss sichergestellt werden.
  10. Eine substanzielle Erhöhung der Finanzierung und Verfügbarkeit von Verhinderungspflege, Tages- und Nachtpflege sowie Kurzzeitpflege ist zwingend erforderlich.
  11. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müssen Arbeitsbedingungen, Vergütung und Karrieremöglichkeiten für professionelle Pflegekräfte deutlich verbessert werden.

„Die Unterstützung pflegender Angehöriger ist keine Wohltat, sondern eine strategische Investition in die Zukunft unseres Landes“, ergänzt die Bundesgeschäftsführerin Anne Kiesow. „Sie sichert qualifizierte Arbeitskräfte, steigert die Produktivität und stärkt den sozialen Zusammenhalt. Ein Versäumnis, jetzt entschlossen zu handeln, wird die bereits bestehenden Probleme am Arbeitsmarkt und im Pflegesystem weiter verschärfen.” so Kiesow weiter.

Wir als CGB fordern die Bundesregierung auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und diese notwendigen Maßnahmen unverzüglich einzuleiten und umzusetzen.

 

 

 

 

 

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