Warum Gewerkschaften echte Nachhaltigkeit statt Greenwashing brauchen

Moin! Neulich auf einer Betriebsversammlung: Die Geschäftsführung präsentiert stolz die neue „Nachhaltigkeitsstrategie“ – bunte Folien, CO2-Kompensationen irgendwo in Südamerika, ein paar Recycling-Tonnen mehr. Die Kolleginnen und Kollegen? Applaudieren pflichtschuldig. Die Gewerkschaft? Nickt zustimmend. Und ich denke: Moment mal, ist das wirklich unser Job? 

Der Elefant im Raum

Lassen wir uns nichts vormachen: Wenn Gewerkschaften auf den Nachhaltigkeitszug aufspringen, ohne genau hinzuschauen, machen wir uns zu nützlichen Idioten des Greenwashings. Wir legitimieren dann mit unserem guten Namen Maßnahmen, die vor allem eins sind – gutes Marketing. Dabei haben wir als Gewerkschaften eine verdammt wichtige Aufgabe, wenn es um echte Transformation geht. 

Was ist denn eigentlich „vernünftige“ Nachhaltigkeit?

Vernünftige Nachhaltigkeit aus gewerkschaftlicher Sicht bedeutet: Sie muss die Beschäftigten mitnehmen, nicht zurücklassen. Sie schafft gute, sichere Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Branchen oder macht die Branche zukunftssicher. Sie bedeutet Weiterbildung statt Entlassung. Sie heißt Mitbestimmung bei der Transformation, nicht Pressemitteilungen nach vollendeten Tatsachen.

Blanker Aktionismus dagegen? Das sind die symbolischen Papiertüten im Supermarkt, während die Lieferketten weiter fragwürdig bleiben und Biosiegel selbst gestaltet werden können und „regional“ bis 500 km bedeutet. Das sind Elektro-Dienstwagen für die Führungsetage, während noch gute Lebensmittel weiter klimaschädlich entsorgt werden müssen. Das ist die „klimaneutrale“ Versandoption beim Online-Händler, der seine Paketboten zu Hungerlöhnen beschäftigt. 

Der Just-Transition-Imperativ

Wir stehen vor der größten Transformation der Arbeitswelt seit der Industrialisierung. Branchen verschwinden, neue entstehen. Wer jetzt nicht aufpasst, erlebt ein Déjà-vu des Strukturwandels der 90er Jahre – nur in Grün. Dann heißt es wieder: „Tut uns leid, aber der Markt, die Klimaziele, ihr versteht schon…“

Echte gewerkschaftliche Nachhaltigkeitspolitik stellt unbequeme Fragen:

  • Wer zahlt für den Umbau – die Beschäftigten oder die Profiteure jahrzehntelanger umweltschädlicher Geschäftsmodelle?
  • Welche Qualifikationen brauchen Beschäftigte für „grüne“ Jobs, und wer finanziert die Weiterbildung?
  • Wie sichern wir gute Arbeitsbedingungen in neuen „grünen“ Branchen – oder wiederholen wir die Fehler der Plattformökonomie?
  • Warum sollen Beschäftigte Verzicht üben, während Konzerne weiter nur „greenwashed“ weitermachen wie bisher? 

Greenwashing erkennen und bekämpfen

Gewerkschaften haben die Kompetenz und die Position, echte von falscher Nachhaltigkeit zu unterscheiden. Wir sitzen in Aufsichtsräten, Betriebsräten, an Verhandlungstischen. Wir können nachprüfen, ob hinter den grünen Versprechen echte Veränderung oder nur PR steckt.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen feiert seine „klimaneutrale Produktion“. Man schaut genauer hin und fragt: Wurde tatsächlich CO2 eingespart oder nur kompensiert? Wurden die Emissionen outgesourct? Welche sozialen Standards gelten in der Lieferkette? Wurden Beschäftigte in die Planung einbezogen? Entstehen durch Automatisierung und K.I. neue Gefährdungen? 

Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit

Hier liegt der Kern gewerkschaftlicher Verantwortung: Nachhaltigkeit ist kein rein ökologisches Projekt. Die UN-Nachhaltigkeitsziele umfassen gute Arbeit, faire Löhne, Geschlechtergerechtigkeit. Wenn wir zulassen, dass „Nachhaltigkeit“ auf CO2-Bilanzen reduziert wird, während Arbeitsrechte geschleift werden, haben wir versagt.

Die Solarbranche in Deutschland ist ein warnendes Beispiel. Grüne Technologie, subventioniert mit Milliarden – aber am Ende in Billiglohnländer ausgelagert, weil niemand für gute Arbeitsbedingungen gekämpft hat. Das darf uns bei Windkraft, Batterieproduktion und Wasserstoff nicht noch einmal passieren. 

Was Gewerkschaften jetzt tun müssen

Erstens: Expertise aufbauen. Wir brauchen gewerkschaftliche Nachhaltigkeitsexpertinnen, die mitverhandeln können, wenn es um Transformationspfade geht.

Zweitens: Rote Linien ziehen. Keine Zustimmung zu Nachhaltigkeitsstrategien ohne verbindliche Beschäftigungssicherung, Qualifizierung und Mitbestimmung.

Drittens: Kritischen Dialog fördern mit Arbeitgeberverbänden, Politikern, Umweltverbänden, Klimabewegung, Sozialorganisationen – aber auf Augenhöhe und mit klaren sozialen Forderungen.

Viertens: Den Diskurs nicht überlassen. Wenn wir nicht definieren, was gerechte Transformation bedeutet, tun es andere – meist nicht in unserem Sinne. 

Das Fenster schließt sich

Die kommenden Jahre entscheiden, ob die ökologische Transformation sozial gerecht gelingt oder auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Gewerkschaften, die jetzt für billigen Aktionismus applaudieren, werden später nichts mehr zu verhandeln haben. Die Weichen werden jetzt gestellt.

Deshalb: Schluss mit dem grünen Feigenblatt. Gewerkschaften müssen unbequem sein, nachfragen, nachrechnen, nachhaken. Wir sind keine Abteilung der Unternehmenskommunikation. Wir vertreten die Interessen derer, die morgens zur Arbeit gehen – und das auch in zwanzig Jahren noch tun wollen, unter guten Bedingungen, in einer lebenswerten Umwelt.

Das ist echte Nachhaltigkeit. Alles andere ist Folklore.

 

Harm Marten Wellmann

 

 

„Vielfalt predigen, Monopol leben“

Manchmal fragt man sich, ob Gewerkschaften wirklich für die Menschen kämpfen, die sie vertreten sollen – oder eher für sich selbst.

Besonders die großen Einheitsgewerkschaften im DGB – ver.di, IG Metall, IG BCE, GEW, NGG, EVG, IG BAU – predigen stolz Werte wie Vielfalt, Mitbestimmung und Demokratie. Doch wer genau hinsieht, merkt: Vieles davon gilt nur, solange es das eigene Monopol nicht stört.

Stellen Sie sich vor: Sie wollen ihre Arbeit, ihre Stimme und ihre Rechte über eine Gewerkschaft vertreten lassen. Doch die Tür, die Ihnen offenstehen sollte, wird zugeschlagen. Nicht weil Ihre Anliegen nicht ernst genommen werden – sondern weil Sie nicht Teil des großen Apparats sind. Kleine oder alternative Gewerkschaften werden skeptisch beäugt, meistens sogar aktiv abgewehrt und angegangen. Vielfalt? Ja, bitte – nur nicht vor der eigenen Haustür. 

Warum? Ganz einfach: Mitglieder sind Macht. Wer viele Mitglieder hat, hat Einfluss – auf Tarifverträge, Politik und Öffentlichkeit. Jede neue Gewerkschaft, die Mitglieder gewinnt, schränkt diese Macht ein. Da kann das Prinzip der Tarifeinheit noch so gut klingen – hinter der juristischen Fassade steckt oft das gleiche Kalkül wie bei jedem Konzern: Kontrolle behalten, Konkurrenz ausschalten. 

Und während diese Einheits-Gewerkschaften offiziell von Mitbestimmung sprechen, erleben Beschäftigte im Alltag oft das Gegenteil: Entscheidungen werden zentral getroffen, politische Kontakte gepflegt und Tarifprozesse gesteuert – alles ohne echte Mitwirkung und Mitbestimmung der Basis. Wer versucht, das zu ändern, gilt schnell als Störenfried. 

Dabei wäre Konkurrenz ein Gewinn für uns alle. Mehr Gewerkschaften bedeuten: Mehr Wahlmöglichkeiten, mehr Anpassung an die Realität einzelner Branchen, mehr Druck auf die Apparate, die sich sonst bequem auf ihrem Monopol ausruhen. Stattdessen sehen wir, wie ein Ideal – Demokratie und Vielfalt – eher als Schutzmechanismus für den eigenen Machtbereich genutzt wird.

Man muss das nicht kompliziert machen: Gewerkschaften sind für die Menschen da, nicht für ihre eigene Vormachtstellung. Wenn Vielfalt ein Wert ist, dann darf sie nicht am eigenen Zaun enden.

 

Fazit: Wir brauchen Gewerkschaften, die nicht nur predigen, sondern wirklich zuhören. Die Vielfalt zulassen, ohne Angst vor Konkurrenz.

Die Demokratie leben – in jedem Betrieb, in jeder Branche, für jede Stimme.

 

Nur so werden Gewerkschaften wieder das, was sie eigentlich sein sollten: Partner der Beschäftigten, nicht Hüter eines Monopols.

 

Harm Marten Wellmann

Ein Rat an die jungen Leute: Warum ihr euch organisieren solltet – und zwar jetzt Eine Kolumne

Ein Rat an die jungen Leute: Warum ihr euch organisieren solltet – und zwar jetzt-Eine Kolumne

„Gewerkschaft? Das ist doch was für meine Eltern.“ Diesen Satz höre ich ständig. Von gut ausgebildeten Berufseinsteigern, von Azubis, von Freelancern in hippen Co-Working-Spaces. Und jedes Mal denke ich: Genau deshalb seid ihr die Verlierer der Zukunft.

Klingt hart? Ist aber so. Schauen wir uns mal an, wie die Arbeitswelt gerade läuft.

Die Märchenstunde ist vorbei

Erinnert ihr euch noch an die Versprechen? „Fachkräftemangel“, hieß es. „Ihr könnt euch die Jobs aussuchen!“ „New Work“ würden wir machen, mit Obstkorb, Tischkicker und „flachen Hierarchien“. Die Realität sieht anders aus.

Befristete Verträge als Standard. Probezeiten, die sich anfühlen wie Dauerbewerbungsgespräche. Überstunden, die selbstverständlich erwartet werden – unbezahlt natürlich, weil „wir sind doch ein Team“. Home-Office-Pflicht wurde zur „Erreichbarkeit rund um die Uhr“. Und die Gehaltsverhandlung? „Tut uns leid, aber das Budget, du verstehst…“

Willkommen in der Realität. Willkommen dort, wo eure Großeltern schon waren – nur dass die sich gewehrt haben. 

Der größte Trick des Systems

Das Geniale am modernen Arbeitsmarkt ist: Man hat euch eingeredet, ihr seid alle Einzelkämpfer. „Entrepreneur deines eigenen Lebens.“ „Personal Branding.“ „Networking statt Solidarität.“ Jeder kämpft für sich, optimiert seinen Lebenslauf, seine Skills, sein LinkedIn-Profil.

Und während ihr individuell verhandelt, sitzt auf der anderen Seite eine Rechtsabteilung, eine HR-Abteilung, ein Vorstand – hochorganisiert, mit klarer Strategie. Ihr kommt einzeln, sie kommen als Konzern. Merkt ihr, wie unfair dieses Spiel ist?

„Aber ich brauche doch keine Gewerkschaft“

Klar. Du hast einen guten Job, ordentliches Gehalt, machst dein Ding. Wozu organisieren? Drei Gründe:

  • Erstens: Deine Situation ist fragiler als du denkst. Eine Umstrukturierung, ein neuer Chef, eine Krise – und plötzlich bist du verhandelbar. Dann ist es verdammt praktisch, wenn nicht nur dein Anwalt, sondern eine ganze Organisation hinter dir steht.
  • Zweitens: Alleine kriegst du die großen Sachen nicht durch. Vier-Tage-Woche? Mehr Gehalt? Bessere Arbeitsbedingungen? Klar kannst du individuell verhandeln – wenn du Glück hast, kriegst du ein bisschen mehr. Aber echte Veränderung? Die passiert nur kollektiv. Die 40-Stunden-Woche, die 35-Stunden-Woche, Urlaubsanspruch, Kündigungsschutz – nichts davon wurde erbettelt. Es wurde erkämpft.
  • Drittens: Die Spielregeln werden gerade neu geschrieben. KI ersetzt Jobs. Plattformökonomie höhlt Arbeitsrechte aus. Klimatransformation verändert ganze Branchen. Glaubst du ernsthaft, die Unternehmen fragen dich, wie das ablaufen soll? Nur wenn du organisiert bist, hast du eine Stimme, wenn die Zukunft deiner Arbeit verhandelt wird. 

Aber Gewerkschaften sind doch veraltet“

Sind sie. Teilweise. Viele Gewerkschaften haben den Anschluss an die Realität junger Beschäftigter verpasst. Zu langsam, zu bürokratisch, zu sehr auf Industriejobs fokussiert.

Aber wisst ihr was? Das ändert sich nur, wenn ihr mitmacht. Wenn ihr reingeht und sagt: „Das muss anders laufen.“ Organisationen verändern sich durch die, die mitmachen – nicht durch die, die draußen meckern.

Übrigens: Es gibt längst Vorbilder für moderne Gewerkschaftsarbeit, beispielsweise in den USA, Organizing-Kampagnen bei Lieferdiensten, bei Starbucks, bei Amazon, in der Games-Industrie, bei Startups. Junge Leute, die sich nicht alles gefallen lassen wollen und verstanden haben: Gemeinsam sind wir stärker.

Die Rechnung ist einfach

Ein Gewerkschaftsbeitrag kostet dich – je nach Einkommen – zwischen 10 und 90 Euro im Monat. Bei der DHV z.B. nur maximal 25 Euro. Dafür kriegst du:

  • Rechtsschutz im Arbeits- und Sozialrecht
  • Ggfs. Tarifverhandlungen, die mehr rausholen als du alleine jemals könntest
  • Rückendeckung, wenn du Missstände ansprichst
  • Weiterbildungen, Beratung, Netzwerk
  • Eine Stimme in Betriebsräten und Aufsichtsräten
  • Die Gelegenheit mitzuwirken und zu gestalten…
  • Das gute Gefühl sich nicht nur für Dich selbst, sondern auch für andere einzusetzen

Eine einzige erfolgreiche Gehaltsverhandlung, die durch Tarif- oder Kollektivvertrag abgesichert ist, holt die Beiträge von Jahren wieder rein. Rechtsschutz bei einer ungerechtfertigten Kündigung sowieso. Finanziell ist das also ein No-Brainer. 

Die unbequeme Wahrheit

Eure Generation erbt einen Arbeitsmarkt, der prekärer ist als der eurer Eltern. Weniger Festanstellungen, mehr Befristungen, weniger Rente, höhere Lebenshaltungskosten und Konkurrenz durch Künstliche Intelligenz. Die einzige Antwort darauf ist: Organisation.

Und nein, ich rede nicht von Revolution. Ich rede von verdammt pragmatischer Interessenvertretung. Davon, dass ihr euch nicht einzeln über den Tisch ziehen lasst. Davon, dass ihr mitentscheidet, wie Arbeit in Zukunft aussieht.

Was jetzt zu tun ist

Hört auf, euch als „noch nicht wirklich angekommen“ zu sehen. Ihr seid die Arbeitswelt von heute. Ihr habt die gleichen Rechte wie alle anderen – aber die muss man auch durchsetzen.

Schaut euch an, welche Gewerkschaft für euren Bereich zuständig ist. Geht zu einem Treffen, zu einer Veranstaltung. Redet mit Kolleginnen und Kollegen. Gründet einen Betriebsrat, wenn es keinen gibt.

Und ja, das kostet Zeit. Ja, das ist manchmal nervig. Aber wisst ihr, was nerviger ist? Mit 50 rauszufliegen und zu merken, dass du alleine ziemlich machtlos bist. Oder mit 30 zu merken, dass du für Arbeit ausgebeutet wirst, die andere reich macht, während du gerade so über die Runden kommst.

Der Deal

Die Gewerkschaften brauchen euch – dringend. Neue Perspektiven, digitale Kompetenz, Verständnis für moderne Arbeitsformen. Aber ihr braucht sie auch. Denn eines ist sicher: Die Unternehmen organisieren sich. Die Lobbys organisieren sich. Die Arbeitgeberseite ist hochorganisiert einflussreich.

Wenn ihr das nicht auch seid, habt ihr schon verloren.

Also: Organisiert euch. Nicht aus Nostalgie. Nicht aus Ideologie. Sondern weil es das Vernünftigste ist, was ihr für eure berufliche Zukunft tun könnt.

Geschrieben von jemandem, der möchte, dass ihr in 20 Jahren nicht bereut, euch nicht gewehrt zu haben.

 

H&M-Filiale in Nürnberg schließt – Beschäftigte vor unzumutbarer Situation

DHV: Vorgehen der Geschäftsführung ist moralisch nicht vertretbar

Nürnberg – Die bevorstehende Schließung der H&M-Filiale in der Nürnberger Innenstadt setzt die Beschäftigten massiv unter Druck. Erst im Mai 2024 war ein weiteres Geschäft derselben Kette in unmittelbarer Nähe eröffnet worden, doch die Mitarbeitenden des alten Standorts sollen nicht automatisch übernommen werden. Stattdessen sollen sie sich auf neue Stellen am anderen Standort bewerben, allerdings zu veränderten Konditionen und ohne jede Garantie einer Anstellung. Viele Betroffene arbeiten seit Jahrzehnten für das Unternehmen, das ihnen nun faktisch die berufliche Zukunft entzieht.

Die DHV – Die Berufsgewerkschaft – bewertet dieses Vorgehen als bewusst kalkuliert und moralisch nicht vertretbar. Nach ihrer Einschätzung handelt die Geschäftsführung auf Kosten der langjährigen Beschäftigten, deren Einsatz und Loyalität die Basis des Unternehmens bilden. Es sei unzumutbar, Mitarbeitende nach jahrelanger Betriebszugehörigkeit vor die Wahl zu stellen, entweder völlig unsichere Perspektiven zu akzeptieren oder Arbeitsbedingungen zu übernehmen, die weit unter den bisherigen Standards liegen.

Die psychische Belastung der Belegschaft ist erheblich, da viele Mitarbeitende älter sind und gesundheitliche Probleme haben. Für diese Personen sei es fast unmöglich, alternative Arbeitsplätze zu finden. Zugleich liegen die angebotenen Stellen teilweise weit entfernt, obwohl erst vor kurzem eine neue H&M-Filiale in Nürnberg eröffnet hat, oder erfordern Arbeitszeitmodelle, die insbesondere alleinerziehende Mitarbeitende kaum vereinbaren können.

Aus Sicht der DHV verfolgt die Geschäftsführung eine berechnende Strategie, die darauf abzielt, Mitarbeitende, die nicht flexibel genug sind, auszusondern und gleichzeitig die Bedingungen für die verbleibenden Beschäftigten zu verschlechtern. Wirtschaftsexperten bestätigen, dass solche Methoden zwar rechtlich schwer angreifbar sein können, moralisch jedoch nicht zu rechtfertigen sind. Es handele sich um eine bewusste Benachteiligung älterer Mitarbeitender oder solcher mit gesundheitlichen Einschränkungen, die auf ein systematisches Kalkül der Unternehmensleitung hindeutet.

H&M begründet das Fehlen eines Sozialplans damit, dass die Vorstellungen von Arbeitgeberseite und Betriebsrat zu weit auseinanderlägen, und verweist darauf, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten würden und Mitarbeitende sich auf offene Stellen bewerben könnten. Die DHV weist jedoch darauf hin, dass gesetzliche Korrektheit allein moralische Verantwortung nicht ersetzt und dass wirtschaftliche Interessen nicht über die Würde und die Existenz der Beschäftigten gestellt werden dürfen.

Für die DHV bleibt die Situation ein klarer Beleg dafür, dass die Geschäftsführung von H&M skrupellos und verantwortungslos handelt, indem sie langjährige Mitarbeitende unter Druck setzt, um sich betriebliche Vorteile zu verschaffen, während sie die soziale Verantwortung völlig außer Acht lässt. Dieses Vorgehen ist nicht nur symptomatisch in Nürnberg, sondern auch an anderen Standorten der Kette H&M zu verfolgen. 

Erfolgreicher DHV-Landesgewerkschaftstag in Duisburg

„Gewerkschaft 5.0 und Digitalisierung“ – DHV NRW setzt Zeichen für die Zukunft

Duisburg, 18. Oktober 2025 – Unter dem Leitmotto „Gewerkschaft 5.0 und Digitalisierung“ fand in Duisburg der Landesgewerkschaftstag 2025 des DHV-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen statt. Die Delegiertenversammlung blickte auf vier herausfordernde, aber erfolgreiche Jahre zurück und stellte die Weichen für eine digitale und innovative Zukunft der Gewerkschaftsarbeit.

Prominente Grußworte unterstreichen politische Bedeutung

Nach der Eröffnung durch den Landesvorsitzenden André Kunza würdigten hochrangige Gäste die Arbeit des Landesverbandes. DHV-Bundesvorsitzender Henning Röders und GTL-Bundesvorsitzender Ralf Vüllings überbrachten ihre Grußworte persönlich. Schriftliche Grüße kamen unter anderem vom Landtagspräsidenten André Kuipers, dem Arbeitsminister Karl Josef Laumann für die Landesregierung sowie dem CGB-Landesvorsitzenden NRW Bernhard Cwiklinski.

Bilanz einer außergewöhnlichen Wahlperiode

In seinem Tätigkeitsbericht zeichnete Geschäftsführer Harm Marten Wellmann das Bild einer Gewerkschaft, die aus der Krise gestärkt hervorging. Nach dem Verlust der Tarifberechtigung im Juni 2022 verwandelte der DHV NRW die Herausforderung in eine beispiellose Transformation. Statt Mitgliederschwund zu erleiden, blieben die Zahlen konstant – ein Beweis für das Vertrauen der Mitglieder.

Der Landesverband etablierte sich als digitaler Vorreiter: Mit über 6.500 Instagram-Followern seit 2022, einer engagierten Facebook-Community und als eine der ersten deutschen Gewerkschaften auf TikTok erreicht der DHV NRW monatlich rund 300.000 Menschen. Die Erfolgsquote von über 80 Prozent in arbeitsrechtlichen Verfahren und die gestärkte politische Lobbyarbeit mit direktem Draht zum NRW-Arbeitsministerium rundeten die positive Bilanz ab. Das Tarifverfahren liegt weiterhin beim Europäischen Gerichtshof – der DHV wartet auf eine positive Entscheidung, um wieder vollumfänglich als Tarifpartner agieren zu können.

Geschlossener Vorstand – Klares Mandat für die Zukunft

Die Wahlen bestätigten das bewährte Führungsteam: André Kunza wurde als Landesvorsitzender wiedergewählt, ebenso sein Stellvertreter Peter Schütt, Landesrechner Harm Marten Wellmann und Schriftführer Thomas Schrader. Als Beisitzer wurden Sabine Bondzio, Helmar Hinrichs, Martin Flintrop, Karl-Heinz Rosenfeld, Joachim Drößler und Marc Will gewählt. Aus dem Landesvorstand ausgeschieden sind Angelika Will und Peter Zander.

Henning Röders übernahm das Amt des Tagungspräsidenten. Die Stimmzählung oblag Sabine Bondzio und Yvonne Boese. Alexander Raeder und Joachim Seegers wurden als Rechnungsprüfer bestätigt, Josef Czok ist neues Aufsichtsratsmitglied. Zudem wurden die Bundesgewerkschaftsdelegierten für die Periode 2025-2029 gewählt.

Wegweisende Anträge für eine moderne Gewerkschaft

Der Gewerkschaftstag beschloss nach intensiver Diskussion mehrere zukunftsweisende Anträge, die das Profil des DHV schärfen:

Soziale Gerechtigkeit im Fokus:

  • Beitragsreduzierung für ehemalige Soldatinnen und Soldaten sowie Dienstleistende
  • Ermäßigte Beiträge für ehrenamtlich tätige Mitglieder
  • Einführung eines Rentenbeitrags für aus dem Berufsleben ausgeschiedene Mitglieder

Digitalisierung und Zukunftsthemen:

  • Einrichtung eines DHV-Bundeshaushaltspostens für Digitalisierung, Social Media und Öffentlichkeitsarbeit
  • Positionierung zur Künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt: Unterstützung statt Verdrängung des Menschen

Gesellschaftspolitische Impulse:

  • Initiative zur sozial gerechten und generationenfesten Reform des Rentensystems
  • Forderung nach leistungsorientierter Reform des Bürgergelds/der Grundsicherung unter dem Motto „Bürgergeld/Grundsicherung darf sich nicht lohnen“

Alle Anträge wurden nach konstruktiver Debatte und teilweise kleinen Änderungen einstimmig angenommen.

Ausblick: Bereit für die Zukunft

In seinem Schlusswort betonte der Landesvorsitzende André Kunza die Stärke der Gemeinschaft: „Wir haben bewiesen, dass wir jede Krise in eine Chance verwandeln können. Die DHV lässt sich nicht unterkriegen – gemeinsam sind wir unaufhaltbar.“

Der Landesgewerkschaftstag 2025 sendet ein klares Signal: Der DHV NRW ist nicht nur gewappnet für die digitale Zukunft der Arbeitswelt – er gestaltet sie aktiv mit. Mit solidarischen Mitgliedern, politischer Schlagkraft und innovativen Konzepten steht der Landesverband bereit für die kommenden Herausforderungen.

Glück auf DHV!

Der gewählte Landesvorsitzende Andre Kunza (li.) und sein Stellvertreter Peter Schütt

Jobangst – Wenn die Sicherheit schwindet

Die Schlagzeilen der letzten Wochen lesen sich wie ein Déjà-vu aus Krisenzeiten: Bosch streicht 13.000 Stellen, ZF baut 7.600 Jobs ab, Lufthansa will 4.000 Beschäftigte weniger. Während Politiker von einem zarten Aufschwung sprechen, erleben viele Beschäftigte genau das Gegenteil – Verunsicherung, Stillstand, Angst.

Laut einer aktuellen Umfrage für FOCUS online fürchtet inzwischen jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland, in den nächsten zwölf Monaten den Job zu verlieren. Besonders betroffen sind junge Menschen: Bei den 16- bis 18-Jährigen sind es ganze 26 Prozent, bei Auszubildenden sogar 39 Prozent. Wer gerade erst ins Berufsleben startet, spürt die Unsicherheit am deutlichsten.

Energiepreise, Politik, Ausland – die Hauptsorgen

Die Gründe liegen auf der Hand. Mehr als ein Viertel der Befragten nennt die hohen Energiepreise als größte Gefahr für Arbeitsplätze. Weitere 22 Prozent machen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung verantwortlich, 18 Prozent sehen die Verlagerung von Produktion ins Ausland als Hauptproblem.

Auch das Vertrauen in die Politik bröckelt: Obwohl Kanzler Friedrich Merz und seine Regierung die Wirtschaft zur „Chefsache“ erklärt haben, glauben nur 23 Prozent der Bürger, dass sie Arbeitsplätze in Deutschland langfristig sichern kann. Die große Mehrheit ist skeptisch.

Was jetzt zählt: Zusammenhalt

Gerade in solchen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Zusammenhalt ist. Wenn Unternehmen sparen, Personal abbauen und Zukunftsängste wachsen, hilft es nicht, allein dazustehen. Eine Gewerkschaft ist kein Anachronismus – sie ist der Rückhalt, den man braucht, wenn die Zukunft unsicher wird.

Die DHV – Die Berufsgewerkschaft ist genau für diese Situationen da. Sie vertritt Beschäftigte in Handel, Banken, Versicherungen, Dienstleistung und Verwaltung – also genau jene Gruppen, die bei großen Umstrukturierungen oft übersehen werden. Sie unterstützt, wenn Arbeitsplätze wackeln, kämpft für faire Bedingungen und steht ihren Mitgliedern juristisch und menschlich zur Seite.

Sicherheit kommt von unten

Sicherheiten, die früher selbstverständlich waren, gibt es nicht mehr. Aber man kann selbst etwas dafür tun. Wer sich organisiert, hat eine Stimme – und wer sich zusammenschließt, wird gehört. Jobangst lässt sich nicht weg reden. Aber sie lässt sich bekämpfen – mit Solidarität, mit Engagement, mit einer starken Gemeinschaft. Denn am Ende gilt:
Wer allein kämpft, kann verlieren. Wer gemeinsam kämpft, kann gewinnen – in der DHV.

Henning Röders als neuer CGB-Bundesvorsitzender gewählt

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) hat am 16. Oktober 2025 einen neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Der Hauptausschuss des CGB wählte einstimmig den 57-jährigen Mecklenburger Henning Röders zum neuen CGB-Bundesvorsitzenden.

Henning Röders, Volljurist und aktives CDA- sowie CDU-Mitglied, tritt die Nachfolge von Reiner Jahns an, der sein Amt aufgrund einer schweren Erkrankung vorzeitig niederlegte. Er verfügt über 25 Jahre Gewerkschaftserfahrung, auch als amtierender Bundesvorsitzender der Berufsgewerkschaft DHV seit 2013.

Der CGB ist mit 270.000 Mitgliedern die drittgrößte gewerkschaftliche Spitzenorganisation in Deutschland.

Henning Röders kündigte an, in seiner Amtszeit die Bedeutung des CGB als Sprachrohr der christlichen Gewerkschaftsbewegung weiterzuentwickeln und sich für die Stärkung der Tarifautonomie und mehr Gewerkschaftspluralismus einsetzen. Er fordert die ersatzlose Abschaffung des Tarifeinheitsgesetzes. Er kritisiert scharf das geplante Bundestariftreuegesetz, das seiner Auffassung nach Haustarifverträge und Flächentarifverträge von kleineren Gewerkschaften benachteiligt und tritt für eine Überarbeitung ein. Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Rezession und des Abbaus von Industriearbeitsplätzen fordert Henning Röders die zügige Nutzung der Mittel des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität zur Stärkung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland.

Henning Röders warnt insbesondere davor, den Sozialstaat „kaputt zu reden“, und fordert die Bundesregierung auf, zuerst seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Sozialversicherungsträgern nachzukommen, bevor über eine erneute Belastung der Beitragszahler nachgedacht werde.

In das Amt des stellvertretenden Bundesvorsitzenden des CGB als Nachfolger von Henning Röders wurde das langjährige Bundesvorstandsmitglied Thomas Plemenik (CGM) gewählt. Thomas Plemenik kündigte an, den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Entwicklung der Jugendarbeit und die Bewältigung der Herausforderungen der Arbeitswelt 5.0 mit der Einbindung von künstlicher Intelligenz zu legen.

Eine Nachlese des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschlands (CGB) zur Rede des Bundeskanzlers: Aufbruch zur „Neuen Einheit“ nur durch fairen Sozialkonsens

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) begrüßt den Aufruf zur „neuen Einheit“ von Bundeskanzler Friedrich Merz anlässlich des Tages der Deutschen Einheit in Saarbrücken. Der Kanzler hat aus Sicht des CGB die aktuellen Herausforderungen – von den Bedrohungen der liberalen Demokratie bis zur Notwendigkeit neuer wirtschaftlicher Stärke – klar benannt.

CGB-Bundesvorsitzender Henning Röders erklärt dazu: „Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands ist der gleichen Ansicht: Nur ein Land, das wirtschaftlich stark ist, kann solidarisch sein. Es ist richtig, dass wir uns auf unsere Stärken wie Qualität, Innovation und das Handwerk besinnen. Besonders hervorzuheben ist die ausdrückliche Würdigung der Sozialen Partnerschaft, denn unsere Sozialpartnerschaft in Deutschland ist kein bloßes Ziel oder eine Flokel, sondern der entscheidende Pfeiler für Gerechtigkeit und Stabilität in unseren Betrieben und damit in unser Gesellschaft.“

Der CGB sieht in dem Ruf nach einem „neuen Konsens der Gerechtigkeit“ eine Chance, knüpft aber an die angekündigten Sozialreformen eine klare Erwartung:

Diesbezüglich stellt der CGB Bundesvorsitzende Henning Röders klar: “Der Kanzler betont zwar, dass der Sozialstaat für diejenigen erhalten bleiben muss, die ihn wirklich brauchen. Der CGB wird darauf achten, dass dieser notwendige Erhalt nicht zu einer einseitigen Belastung der Arbeitnehmer führt. Wer ein Mehr an Anstrengung und weniger Regulierung fordert, muss im Gegenzug auch faire Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutz und soziale Sicherheit garantieren. Die Freiheit, sich entfalten zu können, muss für alle gelten – gerade auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

Der CGB fordert die Bundesregierung auf, den angestrebten „neuen Aufbruch“ mit konkreten Maßnahmen für die Gesellschaft und die Beschäftigten zu flankieren, die:

Chancengleichheit und Aufstieg durch Bildung (wie in der Rede gefordert ) konsequent fördern.

– Die Generationengerechtigkeit in den Sozialsystemen nicht nur über Lastenverteilung, sondern auch über die Stärkung der Erwerbsbeteiligung

– faire Löhne sicherstellen und die Rolle der Sozialen Partnerschaft als wichtigstes Instrument zur Konfliktlösung und Zukunftsgestaltung im Land aktiv stärken.

Der CGB bekennt sich klar zu einer weltoffenen und europäischen Haltung und mahnt, dass die innere Einheit Deutschlands nur dann gelingt, wenn wirtschaftlicher Wettbewerb und soziale Gerechtigkeit in der Balance bleiben.

Jobangst – Wenn die Sicherheit schwindet

Die Schlagzeilen der letzten Wochen lesen sich wie ein Déjà-vu aus Krisenzeiten: Bosch streicht 13.000 Stellen, ZF baut 7.600 Jobs ab, Lufthansa will 4.000 Beschäftigte weniger. Während Politiker von einem zarten Aufschwung sprechen, erleben viele Beschäftigte genau das Gegenteil – Verunsicherung, Stillstand, Angst.

Laut einer aktuellen Umfrage für FOCUS online fürchtet inzwischen jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland, in den nächsten zwölf Monaten den Job zu verlieren. Besonders betroffen sind junge Menschen: Bei den 16- bis 18-Jährigen sind es ganze 26 Prozent, bei Auszubildenden sogar 39 Prozent. Wer gerade erst ins Berufsleben startet, spürt die Unsicherheit am deutlichsten.

Energiepreise, Politik, Ausland – die Hauptsorgen

Die Gründe liegen auf der Hand. Mehr als ein Viertel der Befragten nennt die hohen Energiepreise als größte Gefahr für Arbeitsplätze. Weitere 22 Prozent machen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung verantwortlich, 18 Prozent sehen die Verlagerung von Produktion ins Ausland als Hauptproblem.

Auch das Vertrauen in die Politik bröckelt: Obwohl Kanzler Friedrich Merz und seine Regierung die Wirtschaft zur „Chefsache“ erklärt haben, glauben nur 23 Prozent der Bürger, dass sie Arbeitsplätze in Deutschland langfristig sichern kann. Die große Mehrheit ist skeptisch. 

Was jetzt zählt: Zusammenhalt

Gerade in solchen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Zusammenhalt ist. Wenn Unternehmen sparen, Personal abbauen und Zukunftsängste wachsen, hilft es nicht, allein dazustehen. Eine Gewerkschaft ist kein Anachronismus – sie ist der Rückhalt, den man braucht, wenn die Zukunft unsicher wird.

Die DHV – Die Berufsgewerkschaft ist genau für diese Situationen da. Sie vertritt Beschäftigte in Handel, Banken, Versicherungen, Dienstleistung und Verwaltung – also genau jene Gruppen, die bei großen Umstrukturierungen oft übersehen werden. Sie unterstützt, wenn Arbeitsplätze wackeln, kämpft für faire Bedingungen und steht ihren Mitgliedern juristisch und menschlich zur Seite. 

Sicherheit kommt von unten

Sicherheiten, die früher selbstverständlich waren, gibt es nicht mehr. Aber man kann selbst etwas dafür tun. Wer sich organisiert, hat eine Stimme – und wer sich zusammenschließt, wird gehört.

Jobangst lässt sich nicht weg reden. Aber sie lässt sich bekämpfen – mit Solidarität, mit Engagement, mit einer starken Gemeinschaft.

Denn am Ende gilt:

Wer allein kämpft, kann verlieren. Wer gemeinsam kämpft, kann gewinnen – in der DHV.

 

 

Generationenwechsel in der deutschen Arbeitswelt: Wie Gewerkschaften die Brücke zwischen Alt und Jung schlagen

Die deutsche Arbeitswelt durchlebt einen historischen Wandel. Erstmals arbeiten vier Generationen gleichzeitig in den Betrieben – von den erfahrenen Baby-Boomern bis zur aufstrebenden Generation Z. Dieser demografische Umbruch stellt nicht nur Unternehmen, sondern auch die Gewerkschaften vor neue Herausforderungen. Denn die Bedürfnisse und Arbeitsvorstellungen der Generationen unterscheiden sich fundamental.

Die Baby-Boomer: Gewerkschaftliches Stammklientel im Wandel

Die Baby-Boomer (geboren 1946-1964) prägten die deutsche Gewerkschaftslandschaft maßgeblich. Mit ihrer Vorstellung von lebenslanger Betriebstreue, klaren Hierarchien und kollektiven Kämpfen bildeten sie das Rückgrat der Gewerkschaftsbewegung. „Diese Generation versteht Solidarität als gemeinschaftliches Handeln für bessere Arbeitsbedingungen aller“, erklärt ein Vertreter des CGB.

Ihre Stärken – Ausdauer in Tarifverhandlungen, institutionelles Wissen und Loyalität zur Gewerkschaftsbewegung – sind für jüngere Generationen nach wie vor lehrreich. Doch mit dem bevorstehenden Renteneintritt der Boomer stehen die Gewerkschaften vor einem Mitgliederverlust, den es zu kompensieren gilt.

Generation X: Die pragmatischen Brückenbauer

Die Generation X (geboren 1965-1980) brachte erstmals das Thema Work-Life-Balance in die gewerkschaftliche Agenda. Als erste Generation, die bewusst zwischen Beruf und Privatleben trennte, kämpfte sie für flexible Arbeitszeiten und Familiengerechtigkeit. DHV-Funktionäre berichten, dass diese Generation besonders pragmatisch an Gewerkschaftsarbeit herangeht: „Sie wollen konkrete Ergebnisse sehen, weniger Ideologie, mehr Problemlösung.“

Von dieser Generation können andere lernen, wie man gewerkschaftliche Ziele mit realistischen Erwartungen verknüpft. Ihre Erfahrung im Umgang mit wirtschaftlichen Krisen der 1990er und 2000er Jahre macht sie zu wertvollen Vermittlern zwischen den Generationen.

Millennials: Neue Prioritäten, neue Gewerkschaftsarbeit

Die Millennials (geboren 1981-1996) revolutionieren derzeit die gewerkschaftlichen Forderungen. Purpose, Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit der Arbeit stehen für sie im Vordergrund. „Wir sehen einen Wandel von ‚mehr Geld‘ zu ‚bessere Arbeitsbedingungen für alle'“, beobachtet eine CGB-Vertreterin.

Diese Generation bringt digitale Kompetenz und neue Organisationsformen in die Gewerkschaftsarbeit ein. Ihre Fähigkeit zur Vernetzung über soziale Medien und ihre Offenheit für diverse Arbeitsformen bereichern traditionelle gewerkschaftliche Strukturen. Gleichzeitig fordern sie mehr Partizipation und flache Hierarchien auch innerhalb der Gewerkschaften selbst.

Generation Z: Authentizität trifft auf Tradition

Die jüngste Generation am Arbeitsmarkt (geboren 1997-2012) stellt Gewerkschaften vor besondere Herausforderungen. Ihr ausgeprägtes Bewusstsein für Mental Health, ihre Bereitschaft, klare Grenzen zu ziehen, und ihr Bedürfnis nach Authentizität passen nicht immer zu traditionellen gewerkschaftlichen Kampfformen.

„Diese Generation will nicht nur mehr Geld, sondern grundlegend andere Arbeitsstrukturen“, erklärt ein Betriebsrat aus der Automobilindustrie. Themen wie „Quiet Quitting“ und das Recht auf Nichterreichbarkeit nach Feierabend werden zu neuen gewerkschaftlichen Forderungen.

Gewerkschaftliche Herausforderungen und Chancen

Der Generationenwechsel zwingt deutsche Gewerkschaften zum Umdenken. Während ältere Mitglieder klassische Beratungsangebote und Rechtsschutz schätzen, fordern jüngere individuellere Coaching-Programme und digitale Weiterbildungsformate. Die DHV beispielsweise entwickelt bereits „Generationen-Mentoring-Programme“, die verschiedene Lebensphasen und Karrierewege berücksichtigen.

Ein besonderes Problem stellt die unterschiedliche Kommunikation dar. Während Boomer persönliche Gespräche bevorzugen, kommuniziert Gen Z hauptsächlich digital. Gewerkschaften müssen daher ihre Ansprache diversifizieren und sowohl traditionelle Versammlungen als auch moderne Online-Formate anbieten.

Voneinander lernen: Intergenerationale Gewerkschaftsarbeit

Die Stärken der verschiedenen Generationen können sich in der Gewerkschaftsarbeit ideal ergänzen. Von den Boomern lernen jüngere Mitglieder Durchhaltevermögen und die Bedeutung kollektiver Solidarität. Generation X vermittelt pragmatische Konfliktlösung und Karriereplanungsstrategien.

Millennials bringen innovative Organisationsformen und Nachhaltigkeitsdenken ein, während Gen Z neue Themen wie psychische Gesundheit am Arbeitsplatz auf die Agenda setzt. „Reverse Mentoring“ wird auch in Gewerkschaften wichtiger: Junge Mitglieder schulen Ältere in digitalen Kompetenzaufbau, während erfahrene Gewerkschafter ihr Führungswissen weitergeben.

Zukunft der deutschen Gewerkschaftsbewegung

Erfolgreiche Gewerkschaften der Zukunft werden generationenübergreifend denken müssen. Das bedeutet flexible Mitgliedschaftsmodelle, die sowohl traditionelle Vollmitgliedschaften als auch projektbezogene Kooperationen ermöglichen. Thematisch müssen sie klassische Lohnforderungen mit neuen Arbeitsformen wie Homeoffice, Vier-Tage-Woche und mentaler Gesundheit verknüpfen.

Der CGB hat bereits angeregt, „Generationen-Dialoge“ in Betrieben zu organisieren, bei denen verschiedene Altersgruppen ihre Prioritäten austauschen. Die DHV experimentiert mit hybriden Versammlungsformaten, die sowohl Präsenz- als auch Online-Teilnahme ermöglichen und ist auf allen gängigen sozialen Medienformen präsent.

Fazit: Stärke durch Vielfalt

Der Generationenwechsel in der deutschen Arbeitswelt ist für Gewerkschaften weniger Bedrohung als Chance. Jede Generation bringt spezifische Kompetenzen mit, wie die Beständigkeit der Boomer, die Balance der Generation X, die Innovation der Millennials und die Authentizität der Gen Z.

Gewerkschaften, die es schaffen, diese verschiedenen Stärken zu vereinen und generationenspezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen, werden auch in Zukunft relevante Interessensvertretungen bleiben. Der Schlüssel liegt dabei in der Erkenntnis, dass nicht eine Generation die andere ersetzen soll, sondern alle voneinander lernen können.

Die deutsche Gewerkschaftsbewegung steht vor einer Zeitenwende. Ob sie gestärkt aus dem Generationenwechsel hervorgeht, hängt davon ab, wie gut sie die Brücke zwischen Tradition und Innovation schlagen kann. Die ersten Schritte sind gemacht – nun gilt es,