Es beginnt mit einem Traum. Endlich raus aus der Schule, etwas Richtiges machen. Eine Ausbildung beginnen. Etwas lernen, was zählt. Eine Zukunft aufbauen. Viele junge Menschen gehen diesen Weg voller Zuversicht – doch oft prallt die Vorstellung auf eine Wirklichkeit, die mit Wertschätzung wenig zu tun hat.
Denn obwohl der Fachkräftemangel längst Realität ist, fehlt es vielen Ausbildungsbetrieben an Strukturen, um dem Nachwuchs gerecht zu werden. Häufig beginnt die Ausbildung mit Überforderung: Die ersten Wochen sind geprägt von Unsicherheit, knappen Einweisungen und Aufgaben, die in keinem Ausbildungsrahmenplan stehen. Wer Glück hat, findet eine feste Ansprechperson. Wer Pech hat, wird direkt in Arbeitsabläufe geworfen, als wäre er längst Teil der Stammbelegschaft – nur ohne Schutz, Wissen oder Stimme.
Die jungen Menschen berichten von psychischer Belastung, von überlangen Schichten, von Vorgesetzten, die keine Zeit haben – oder kein Interesse. Immer häufiger tauchen in Foren und Umfragen dieselben Schlagworte auf: „Alleingelassen“, „ausgebrannt“, „resigniert“. Besonders schwer wiegt: Viele Azubis wissen nicht, an wen sie sich wenden können, wenn etwas schiefläuft. Und selbst wenn sie es wissen, bleibt die Angst, als „kompliziert“ abgestempelt zu werden. Schließlich hängt von dieser Ausbildung viel ab: Der Lebensunterhalt, die berufliche Perspektive, das Selbstbild.
Gleichzeitig gibt es auch andere Beispiele. Betriebe, in denen Azubis willkommen sind, Feedback erhalten, echte Lernzeiten haben und in denen sie Fragen stellen dürfen – und gehört werden. Solche Betriebe investieren nicht nur in Fachkräfte, sondern in Vertrauen. Doch sie bleiben die Ausnahme.
Was fehlt, sind verlässliche Strukturen, die jungen Menschen Sicherheit geben. Nicht nur rechtlich, sondern emotional. Ausbildungsbeauftragte, die ernst nehmen. Beschwerdestellen, die unabhängig agieren. Netzwerke, in denen sich Azubis austauschen können. Und vor allem: Räume, in denen sie erleben, dass sie Rechte haben – und Menschen, die dafür einstehen.
Denn Ausbildung ist nicht nur ein Sprungbrett in den Beruf. Sie ist ein Prägemoment. Wer in dieser Zeit Selbstwirksamkeit erfährt, wird später eher für sich und andere eintreten. Wer hingegen Ohnmacht erlebt, verliert nicht nur Vertrauen – sondern manchmal auch den Mut, es noch einmal zu versuchen.
Die Ausbildung von morgen braucht einen Paradigmenwechsel: Weg von der reinen Wissensvermittlung, hin zu einer ganzheitlichen Entwicklungsbegleitung. Konkret bedeutet das verpflichtende Mentoring-Programme in jedem Ausbildungsbetrieb, digitale Lernplattformen, die individuelles Tempo ermöglichen, und regelmäßige Reflexionsgespräche auf Augenhöhe. Azubis müssen als vollwertige Teammitglieder behandelt werden – mit fairer Vergütung, respektvollen Arbeitszeiten und echten Mitbestimmungsrechten. Hier setzt die Arbeit der DHV, der Berufsgewerkschaft junger Menschen, an: Wir bieten nicht nur rechtliche Beratung bei Konflikten, sondern begleiten Auszubildende präventiv durch ihre Lehrzeit. Von der Vertragsverhandlung bis zur Übernahme stehen wir als verlässlicher Partner zur Seite – damit aus dem Traum einer guten Ausbildung endlich Realität wird. Denn junge Menschen verdienen mehr als nur einen Ausbildungsplatz: Sie verdienen eine Zukunft, in der ihre Stimme zählt.