125 Jahre Berufsgewerkschaft DHV

Älteste deutsche Angestelltengewerkschaft feiert Jubiläum

Am 7.September 1893 wurde in Hamburg von 23 Handlungsgehilfen der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband (DHV) gegründet. Die Gewerkschaft DHV ist damit die älteste Berufsgewerkschaft für Handels- und Dienstleistungsberufe -vormals Angestellte- in Deutschland. Sie feiert ihr Jubiläum am 20. September 2018 mit einem zentralen Festakt in den Räumen der „Patriotische Gesellschaft von 1765“ in Hamburg.

Nach Gleichschaltung und Verbot während der NS-Zeit und Neugründung zum 1.10.1950 nach Wiederherstellung der deutschen Souveränität zählt die DHV heute rund 73.000 Mitglieder, vor allem aus den Bereichen des Handels, der Banken, der Versicherungen, der Ersatzkassen und des Gesundheitswesens. Die DHV ist in diesen Branchen seit Jahrzehnten anerkannte Tarifpartnerin. Sie organisiert über 900 Betriebs- und Personalräte, Jugendauszubildenden- und Schwerbehindertenvertreter. Viele DHV Mitglieder nehmen zudem Arbeitnehmermandate in Aufsichtsräten wahr. Die DHV stellt Arbeits- und Sozialrichter. Sie ist in der Vollversammlung und den Ausschüssen der Arbeitnehmerkammer sowie in Berufsbildungs- und Prüfungsausschüssen der Handelskammern vertreten.

Für Mitglieder von Mitgliedern. Die DHV steht für Sozialpartnerschaft statt Klassenkampf!

Leitmotiv der gewerkschaftlichen Arbeit der DHV sind seit ihrer Gründung die Prinzipien der christlichen Soziallehre:

  • Personalität (Menschenbild der unantastbaren Würde eines jeden Menschen),
  • Solidarität (Sozialprinzip des mitmenschlichen Zusammenhalts) und
  • Subsidiarität (Sozialprinzip der Verantwortlichkeit und Selbsthilfe der kleineren gesellschaftlichen Einheiten, beginnend bei der Familie – in Bezug auf gewerkschaftliches Handeln im Betrieb).

Diese Prinzipien bestimmen die praktische DHV-Arbeit in vielerlei Hinsicht. So stellt die DHV bei Aufsichtsratswahlen auf ihren Gewerkschaftslisten keine externen Funktionäre, sondern Beschäftigte des Unternehmens als Kandidatinnen und Kandidaten auf. Die DHV lässt ihren Betriebsgruppen und in der Tarifarbeit ihren Tarifkommissionen einen sehr weiten Handlungsspielraum. Die DHV-Mitglieder vor Ort und nicht Direktiven aus der DHV-Zentrale bestimmen die DHV-Arbeit.

Weniger bekannt ist die Bedeutung der DHV für das Entstehen und die Entwicklung von Selbsthilfeeinrichtungen der Angestellten. Die bis heute bestehende „Gagfah – Gemeinnützige Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten“, seit 2015 im Besitz der Vonovia AG, wurde 1918 unter maßgeblicher Beteiligung der DHV gegründet. In der heutigen Basler-Versicherung finden sich Teile der vormaligen Versicherungsgruppe Deutscher Ring, die von der DHV 1913 als „Deutschnationale Versicherungs-AG“ gegründet wurde. Die Nationalbank in Essen ist Nachfolgeinstitut der 1920 von der DHV und anderen christlichen Gewerkschaften gegründeten „Deutschen Volksbank AG“. Die heutige DAK Gesundheit zählt die   vom   DHV   1898    gegründete „Deutschnationale    Kranken-   und    Begräbniskasse“   zu    ihren Gründungspfeilern, und die „DHV-Versicherung gegen Stellenlosigkeit für Handlungsgehilfen“ ist ein Vorläufer der Agentur für Arbeit. Seit ihrer Wiedergründung im Jahr 1950 gestaltet die DHV die Arbeitsbedingungen maßgeblich mit und ist insbesondere dank der Repräsentanz ihrer Mitglieder in Gremien der Sozialversicherung ein sozialpolitischer Akteur mit Gewicht. Ein Beispiel für die innovative Tarifpolitik der DHV ist der Demographietarifvertrag mit den Volks- und Raiffeisenbanken, der für die Beschäftigten einen Anspruch auf Freistellung für Vorsorgeuntersuchungen, auf Reduzierung ihrer Arbeitszeit ab drei Jahren vor Beginn ihrer Regelaltersrente und auf Förderung der betrieblichen Altersvorsorge vorsieht. DHV-Vertreter sitzen in den Aufsichtsräten namhafter Unternehmen wie z.B. Metro AG, Allianz Deutschland AG oder REWE Deutscher Supermarkt AG und Co. KGaA.

DHV-Bundesvorsitzender Henning Röders: Die DHV hat eine lange, wechselvolle Geschichte, diese ist für die DHV eine Verpflichtung, sich für den Fortbestand und die Weiterentwicklung des freiheitlichen demokratischen Rechtsstaats mit seinen Grundrechten einzusetzen. Die Weiterentwicklung der Arbeitnehmerrechte insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung der Arbeitswelt sind eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Deshalb findet unser Jubiläum unter dem Motto „Gewerkschaft mit Tradition in einer digitalen Arbeitswelt“ statt.

 

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