WOW-Seminar zum Thema „Zukunft der Gewerkschaften“

Im Oktober fand das alljährliche WOW-Seminar in Porto in Portugal statt.

Thema war die Zukunft der Gewerkschaften.

Ein wichtiges Thema, denn seit vielen Jahren stehen die Gewerkschaftsbewegungen in Europa und weltweit unter Druck. Im Laufe der Jahre verloren viele Gewerkschaften einen großen Teil ihrer Mitglieder. Wie dieser Entwicklung begegnet werden kann, war die Frage, auf die es nicht nur eine Antwort gibt.

Interessant war, dass trotz aller Unterschiede zwischen West- und Osteuropa sowie zwischen nördlichen und südlichen Ländern und trotz aller nationalen Besonderheiten der Gewerkschaften die gleichen Schlussfolgerungen für alle Mitgliedsgewerkschaften gezogen wurden:

  • Erstens sind Gewerkschaften weiter notwendig, weil es weiter ein strukturelles Machtgefälle zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geben wird.
  • Zweitens müssen sich Gewerkschaften mit ihren Angeboten auf den veränderten Arbeitsmarkt und damit auf die veränderten Bedürfnisse ihrer potentiellen Mitglieder einstellen.
  • Die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten und die wachsenden Ansprüche der Arbeitswelt führen zu einer höheren Qualifikation und Selbstständigkeit der Arbeitnehmer.
  • Die Zunahme von atypischen Beschäftigungsverhältnissen, steigende Frauenerwerbstätigkeit und die zunehmende Veränderung der Arbeitsdichte sind weitere Herausforderungen der Gewerkschaften.

Gewerkschaften können sich nicht mehr auf die bisher erprobten Kommunikationswege zu ihren Mitgliedern und potentiellen Interessenten beschränken, sondern müssen sämtliche Möglichkeiten moderner Telekommunikation anwenden, um die Arbeitnehmer da abzuholen, wo sie sind. Das gilt insbesondere für jüngere Arbeitnehmer, die – so das einhellige Fazit – anders nicht mehr zu erreichen sind. Beispielhaft war in diesem Zusammenhang das Vorgehen einzelner Gewerkschaften. So bietet die gastgebende portugiesische Gewerkschaft ihren Mitgliedern eine App an, die neben der Verwaltung der eigenen Mitgliedschaft auch Zugang zu Neuigkeiten und Rechtstipps bietet und die Organisation von Arbeitskampfmaßnahmen ermöglicht.

Für die DHV waren die Geschäftsführer Silke Schönherr-Wagner und Alexander Henf vor Ort. Sie nutzten den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem europäischen Ausland und konnten viele Anregungen für die Arbeit der DHV mitnehmen. Nur auf diesem Weg kann es gelingen, das Schluss-Motto des WOW-Seminars umzusetzen: “Der Niedergang der Gewerkschaftsbewegung? – Die einzige Möglichkeit für den Erfolg der Gewerkschaften besteht darin, die Zukunft anzunehmen.”

 

Europe Women’s committee

Im Vorfeld des WOW-Seminares tagte am 8.10.2019 das Europe Women’s committee. Dieses besteht seit einem Jahr und beschäftigt sich mit Themen, die insbesondere Frauen in der Arbeitswelt betreffen.

Das Thema dieser Tagung war „Frauen in Top-Positionen“.

Die Vertreterinnen für Deutschland waren die Geschäftsführerin der DHV, Silke Schönherr-Wagner und Dr. Ulrike Schwing-Dengler für die Partnergewerkschaft CGM. Sie stellten zusammen die Situation in Deutschland dar.Diese lässt sich mit dem einfachen Satz „It´s a Man´s World“ beschreiben. Obwohl einige Initiativen auf den Weg gebracht wurden, hängt die Bundesrepublik konstant auf den unteren Plätzen der Rangliste fest. Als Beispiel: In den 200 größten Unternehmen Deutschlands sind lediglich acht Prozent der Vorstände weiblich, in den Aufsichtsräten liegt der Frauenanteil bei 23 Prozent (Zahlen aus DIE WELT, 08.03.18).

Die weiteren Teilnehmerinnen stellten die Situation der anderen vertretenen Länder vor. In nahezu allen Ländern wird mit Quoten gearbeitet. Die Frauen des Women´s committee waren sich jedoch einig: Frauen sind mittlerweile genauso gut ausgebildet wie Männer und wollen allein aufgrund ihrer Qualifikation und nicht aufgrund einer Quote auch in Top-Positionen ankommen. Das, auch da waren sich die Teilnehmerinnen einig, bleibt aber wohl vorerst Wunschdenken.
Festgestellt wurde länderübergreifend auch, dass es weltweit zu wenig gewerkschaftlich organisierte Frauen gibt und dass die Frauen, die gewerkschaftlich organisiert sind, sich nicht ausreichend vertreten fühlen. Das Women´s committee wird hier einen Fragebogen für weibliche Gewerkschaftsmitglieder entwerfen um festzustellen, was unsere Kolleginnen von uns erwarten und wie wir als Gewerkschaften besser werden können. Sobald wir diesen Fragebogen erarbeitet haben, werden wir ihn hier in der DAZ für die Mitglieder der DHV veröffentlichen.

Foto 4wow

 

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