Von moderner gewerkschaftlicher Mitgliedergewinnung

Man kann altmodisch sein und meinen, dass man Mitglieder durch gute gewerkschaftliche Arbeit, gute Resultate in Verhandlungen und inhaltliche und programmatische Überzeugungen und Schwerpunkte gewinnen kann. Aber der Schein trügt. Die „große“ Verdi macht es uns vor, wie man im Jahr 2021 neue gewerkschaftliche Mitglieder gewinnt und sich für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland in 2021 einsetzt. Sie hat es seit 2015 getestet.

Mit Interesse haben wir die Stellenanzeige und Homepage der DFC Dialog gelesen, welche exklusiv das Dialogmarketing für Verdi betreibt. Einige Personen in Internetforen behaupten gar diese Firma sei nur für das Dialogmarketing von Verdi gegründet worden. So heißt es dort: Zitat: „Deine Aufgabe: Mit deinem Dialog-Team aus 3–5 Kolleg*innen bist du in verschiedenen Städten an belebten Plätzen (oder auch alternativ auf Messen) im Einsatz für die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft. Gut gelaunt, mit Humor und Leidenschaft sprichst du Passant*innen aktiv an und informierst über die aktuelle Arbeit von ver.di. Das Ziel: Viele neue Mitglieder für eine noch stärkere Gewerkschaft gewinnen!“ (Quelle DFC DIALOG – Dialog-Jobs für gutes Geld (dfc-dialog.de), Stand: 13.08.2021.)

Somit ist die Frage, was ist jetzt eigentlich Dialog Marketing, bereits beantwortet. Böse Zungen würden von „Drückerkolonne“ reden. Wir alle sind bestimmt schon mal in einer Fußgängerzone von dem einen oder anderen Organisationsvertreter angesprochen worden. Vielleicht haben sogar einige einen der Verdi-Stände gesehen, wo junge Menschen gezielt die Passanten ansprechen und fragen, was sie denn beruflich machen.

Sie können das gut finden und sich mit den tollen Versprechen anwerben lassen, oder Sie machen das, was einige kritische Zeitgenossen tun und beobachten einfach mal die Methoden, die dort am Stand angewendet werden. Auch kann man verstörend finden, dass, wenn man sich auf dieser Homepage weiterbewegt und zu Inside DFC Dialog kommt, hier die Quote der Vertragsabschlüsse als lobendes Hauptkriterium hervorsticht. (Bei einem Jäger würde man wahrscheinlich von Trophäen reden.)

Die Frage, die wir uns stellen ist relativ einfach. Wenn Verdi in den Betrieben so stark vertreten ist und dort eigentlich eine gute Basis und die Möglichkeiten hat, Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in ihrem tariflichen Zuständigkeitsbereich gezielt anzusprechen und zu werben, warum macht sie es nicht dort? Anders herum gefragt, wenn Verdi in den Betrieben so gut vertreten ist, warum werben dann nicht überzeugte Mitglieder Neumitglieder, statt Fremde für diese Dienstleistung zu bezahlen? Warum sollten Menschen, die Verdi bereits auf Ihrem Arbeitsplatz oder auch vor dem Werkstor nicht erreicht, sich in der Stadt von ihnen anwerben lassen?

Die meisten Menschen haben Verständnis und unterstützen dies, wenn ehrenamtliche Mitgliedern an einem Infostand stehen und Menschen über ihre Tätigkeit und ihr Anliegen informieren und um Mitglieder oder Spenden werben. Aber das Mitglieder von bezahlten Werbern (Promotern) (m/w/d) und Dialogern (m/w/d) geworben werden, gibt dem Ganzen einen sehr faden Beigeschmack.  

Unser Tipp an die gewerkschaftliche Konkurrenz: Überzeugen Sie doch lieber mit guter gewerkschaftlicher Arbeit und der Arbeit für Ihre Mitglieder. Mehr Dialog im Betrieb und mit Ihren Mitgliedern, als bezahltes Dialog Marketing in der Fußgängerzone! In diesem Sinne!

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