Generationenwechsel in der deutschen Arbeitswelt: Wie Gewerkschaften die Brücke zwischen Alt und Jung schlagen

Die deutsche Arbeitswelt durchlebt einen historischen Wandel. Erstmals arbeiten vier Generationen gleichzeitig in den Betrieben – von den erfahrenen Baby-Boomern bis zur aufstrebenden Generation Z. Dieser demografische Umbruch stellt nicht nur Unternehmen, sondern auch die Gewerkschaften vor neue Herausforderungen. Denn die Bedürfnisse und Arbeitsvorstellungen der Generationen unterscheiden sich fundamental.

Die Baby-Boomer: Gewerkschaftliches Stammklientel im Wandel

Die Baby-Boomer (geboren 1946-1964) prägten die deutsche Gewerkschaftslandschaft maßgeblich. Mit ihrer Vorstellung von lebenslanger Betriebstreue, klaren Hierarchien und kollektiven Kämpfen bildeten sie das Rückgrat der Gewerkschaftsbewegung. „Diese Generation versteht Solidarität als gemeinschaftliches Handeln für bessere Arbeitsbedingungen aller“, erklärt ein Vertreter des CGB.

Ihre Stärken – Ausdauer in Tarifverhandlungen, institutionelles Wissen und Loyalität zur Gewerkschaftsbewegung – sind für jüngere Generationen nach wie vor lehrreich. Doch mit dem bevorstehenden Renteneintritt der Boomer stehen die Gewerkschaften vor einem Mitgliederverlust, den es zu kompensieren gilt.

Generation X: Die pragmatischen Brückenbauer

Die Generation X (geboren 1965-1980) brachte erstmals das Thema Work-Life-Balance in die gewerkschaftliche Agenda. Als erste Generation, die bewusst zwischen Beruf und Privatleben trennte, kämpfte sie für flexible Arbeitszeiten und Familiengerechtigkeit. DHV-Funktionäre berichten, dass diese Generation besonders pragmatisch an Gewerkschaftsarbeit herangeht: „Sie wollen konkrete Ergebnisse sehen, weniger Ideologie, mehr Problemlösung.“

Von dieser Generation können andere lernen, wie man gewerkschaftliche Ziele mit realistischen Erwartungen verknüpft. Ihre Erfahrung im Umgang mit wirtschaftlichen Krisen der 1990er und 2000er Jahre macht sie zu wertvollen Vermittlern zwischen den Generationen.

Millennials: Neue Prioritäten, neue Gewerkschaftsarbeit

Die Millennials (geboren 1981-1996) revolutionieren derzeit die gewerkschaftlichen Forderungen. Purpose, Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit der Arbeit stehen für sie im Vordergrund. „Wir sehen einen Wandel von ‚mehr Geld‘ zu ‚bessere Arbeitsbedingungen für alle'“, beobachtet eine CGB-Vertreterin.

Diese Generation bringt digitale Kompetenz und neue Organisationsformen in die Gewerkschaftsarbeit ein. Ihre Fähigkeit zur Vernetzung über soziale Medien und ihre Offenheit für diverse Arbeitsformen bereichern traditionelle gewerkschaftliche Strukturen. Gleichzeitig fordern sie mehr Partizipation und flache Hierarchien auch innerhalb der Gewerkschaften selbst.

Generation Z: Authentizität trifft auf Tradition

Die jüngste Generation am Arbeitsmarkt (geboren 1997-2012) stellt Gewerkschaften vor besondere Herausforderungen. Ihr ausgeprägtes Bewusstsein für Mental Health, ihre Bereitschaft, klare Grenzen zu ziehen, und ihr Bedürfnis nach Authentizität passen nicht immer zu traditionellen gewerkschaftlichen Kampfformen.

„Diese Generation will nicht nur mehr Geld, sondern grundlegend andere Arbeitsstrukturen“, erklärt ein Betriebsrat aus der Automobilindustrie. Themen wie „Quiet Quitting“ und das Recht auf Nichterreichbarkeit nach Feierabend werden zu neuen gewerkschaftlichen Forderungen.

Gewerkschaftliche Herausforderungen und Chancen

Der Generationenwechsel zwingt deutsche Gewerkschaften zum Umdenken. Während ältere Mitglieder klassische Beratungsangebote und Rechtsschutz schätzen, fordern jüngere individuellere Coaching-Programme und digitale Weiterbildungsformate. Die DHV beispielsweise entwickelt bereits „Generationen-Mentoring-Programme“, die verschiedene Lebensphasen und Karrierewege berücksichtigen.

Ein besonderes Problem stellt die unterschiedliche Kommunikation dar. Während Boomer persönliche Gespräche bevorzugen, kommuniziert Gen Z hauptsächlich digital. Gewerkschaften müssen daher ihre Ansprache diversifizieren und sowohl traditionelle Versammlungen als auch moderne Online-Formate anbieten.

Voneinander lernen: Intergenerationale Gewerkschaftsarbeit

Die Stärken der verschiedenen Generationen können sich in der Gewerkschaftsarbeit ideal ergänzen. Von den Boomern lernen jüngere Mitglieder Durchhaltevermögen und die Bedeutung kollektiver Solidarität. Generation X vermittelt pragmatische Konfliktlösung und Karriereplanungsstrategien.

Millennials bringen innovative Organisationsformen und Nachhaltigkeitsdenken ein, während Gen Z neue Themen wie psychische Gesundheit am Arbeitsplatz auf die Agenda setzt. „Reverse Mentoring“ wird auch in Gewerkschaften wichtiger: Junge Mitglieder schulen Ältere in digitalen Kompetenzaufbau, während erfahrene Gewerkschafter ihr Führungswissen weitergeben.

Zukunft der deutschen Gewerkschaftsbewegung

Erfolgreiche Gewerkschaften der Zukunft werden generationenübergreifend denken müssen. Das bedeutet flexible Mitgliedschaftsmodelle, die sowohl traditionelle Vollmitgliedschaften als auch projektbezogene Kooperationen ermöglichen. Thematisch müssen sie klassische Lohnforderungen mit neuen Arbeitsformen wie Homeoffice, Vier-Tage-Woche und mentaler Gesundheit verknüpfen.

Der CGB hat bereits angeregt, „Generationen-Dialoge“ in Betrieben zu organisieren, bei denen verschiedene Altersgruppen ihre Prioritäten austauschen. Die DHV experimentiert mit hybriden Versammlungsformaten, die sowohl Präsenz- als auch Online-Teilnahme ermöglichen und ist auf allen gängigen sozialen Medienformen präsent.

Fazit: Stärke durch Vielfalt

Der Generationenwechsel in der deutschen Arbeitswelt ist für Gewerkschaften weniger Bedrohung als Chance. Jede Generation bringt spezifische Kompetenzen mit, wie die Beständigkeit der Boomer, die Balance der Generation X, die Innovation der Millennials und die Authentizität der Gen Z.

Gewerkschaften, die es schaffen, diese verschiedenen Stärken zu vereinen und generationenspezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen, werden auch in Zukunft relevante Interessensvertretungen bleiben. Der Schlüssel liegt dabei in der Erkenntnis, dass nicht eine Generation die andere ersetzen soll, sondern alle voneinander lernen können.

Die deutsche Gewerkschaftsbewegung steht vor einer Zeitenwende. Ob sie gestärkt aus dem Generationenwechsel hervorgeht, hängt davon ab, wie gut sie die Brücke zwischen Tradition und Innovation schlagen kann. Die ersten Schritte sind gemacht – nun gilt es,

CGB zum Haushaltsgesetz 2026: Merz-Rede gibt Hoffnung, aber die soziale Komponente muss gestärkt werden

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) hat die Haushaltsrede von Bundeskanzler Friedrich Merz im Deutschen Bundestag mit vorsichtigem Optimismus aufgenommen. Die Rede unterstreicht die Notwendigkeit von Reformen und die Stärkung der deutschen Wirtschaft, um den Wohlstand für alle Bürgerinnen und Bürger zu sichern. Der CGB sieht in den angekündigten Maßnahmen, insbesondere der Unternehmenssteuerreform und dem Bürokratieabbau, wichtige Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu stärken. Dennoch mahnt der CGB, dass die soziale Gerechtigkeit und die Arbeitnehmerinteressen nicht auf der Strecke bleiben dürfen.

„Die Betonung von Wachstum, technologischer Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit durch Bundeskanzler Merz ist grundsätzlich richtig“, so der CGB-Bundesvorsitzende Henning Röders. „Nur eine starke Wirtschaft kann die Grundlage für die Finanzierung unseres Sozialstaats bilden. Der CGB begrüßt die Initiative, deutsche Schlüsselindustrien zu stärken und den Technologievorsprung unseres Landes auszubauen, denn die Zukunft unserer Arbeitsplätze hängt maßgeblich davon ab, dass unsere Unternehmen global wettbewerbsfähig bleiben.“, so Henning Röders weiter.

Chancen und Risiken für Arbeitnehmer

Der CGB sieht die geplante Stärkung der Wirtschaft als Chance für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Neue Technologien und Innovationen können zu hochwertigen Arbeitsplätzen und langfristiger Beschäftigung führen. “Gerade die Versprechen der Regierung, in Infrastruktur, Bildung und Wohnungsbau zu investieren, werden von uns als positive Signale gewertet, die das Leben der Menschen direkt verbessern können.”, ergänzt der Generalsekretär des CGB Christian Hertzog.

Trotz dieser positiven Ansätze äußert der CGB auch Bedenken. “Die Rede des Bundeskanzlers legt einen zu starken Fokus auf die Angebotsseite der Wirtschaft und betont Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, während die soziale Dimension und die Sorgen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur am Rande und stiefmütterlich behandelt werden.” stellt der CGB-Bundesvorsitzende fest.

„Wir müssen sicherstellen, dass die Lasten des Umbaus unserer Wirtschaft fair verteilt werden. Wenn der Bundeskanzler von einem ’neuen Konsens der Gerechtigkeit‘ spricht, müssen die Interessen der Beschäftigten im Mittelpunkt stehen. Eine Unternehmenssteuerreform darf nicht dazu führen, dass der Sozialstaat ausgehöhlt wird. Wir brauchen nicht nur mehr Wachstum, sondern auch eine gerechtere Verteilung dieses Wachstums“, fügt die Bundesgeschäftsführerin des CGB Anne Kiesow hinzu.

Forderungen des CGB

Der CGB fordert die Regierung auf, die angekündigten Sozialreformen konkret auszugestalten und sicherzustellen, dass sie den sozialen Zusammenhalt stärken, anstatt ihn zu gefährden. Insbesondere bei den Reformen der Renten- und Bürgergeld-Systeme müssen die Würde und die soziale Sicherheit der Menschen gewahrt bleiben.

„Die in der Rede erwähnten Reformen müssen besonders die Realität der Menschen in den Städten berücksichtigen, die am stärksten von den sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen sind. Investitionen in Infrastruktur und Wohnungsbau sind unerlässlich, aber sie müssen von einer Sozialpolitik begleitet werden, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wir laden die Bundesregierung dazu ein, einen ehrlichen Dialog mit den Gewerkschaften zu führen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die sowohl die Wirtschaft stärken als auch die soziale Gerechtigkeit sichern“, erklärt der CGB-Bundesvorsitzende abschließend.

Betriebsräteschulung 10.-12.09.2025 in Mainz

Vom 10.-12.09.2025 fand eine Betriebsräteschulung mit 15 Betriebsräten der Volks- und Raiffeisenbanken zum Thema „Das Tarifrecht der Volks- und Raiffeisenbanken“ statt. Es war bereits die vierte Schulung zu diesem Thema in diesem Jahr. Die große Resonanz zeigt, dass die Betriebsräte unser Angebot und die Möglichkeit des Austausches unter Kollegen/innen der gleichen Branche sehr schätzen.

Bundesvorstand der CGB AG in der CDA zu Besuch im Hessischen Landtag

Am 09.09.2025 war der Bundesvorstand der CGB-AG in der CDA zu Besuch im Hessischen Landtag. Der DHV-Bundesvorsitzende Henning Röders ist Vorstandsmitglied. Im Hessischen Landtag konnten die Vorstandsmitglieder eine spannende Landtagssitzung verfolgen und führten anschließend ein interessantes Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Thomas Hering (auf dem Foto 1. V. re.).

Am Folgetag, 10.09.2025, fand die Bundesvorstandssitzung der CGB-AG in den Räumlichkeiten der R+V Versicherung statt. Im Rahmen dieser Bundesvorstandssitzung fand ein intensiver Meinungsaustausch mit Vertretern der Versicherung zum 2. Betriebsrentenstärkungsgesetz statt. Das Gesetzesvorhaben enthält durchaus Verbesserungen, die zu einer Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge beitragen könnten. Allerdings sehe ich (Henning Röders) aus Sicht meiner langjährigen Erfahrungen in der Tarifpolitik das Sozialpartnermodell nach wie vor kritisch. Warum bedarf es einer gemeinsamen Einrichtung von Arbeitgeber und Gewerkschaften zur betrieblichen Altersvorsorge, um diese unter den Bedingungen des Gesetzes zu ermöglichen? Gewerkschaften und Arbeitgeber können sich doch per Tarifvertrag auf eine betriebliche Altersvorsorge nach dem Sozialpartnermodell und auf einen bestimmten zertifizierten Anbieter einigen und darauf vertrauen, dass dieser den Vorgaben der Versicherungsaufsicht und des Gesetzes entsprechend sorgsam mit den Beiträgen wirtschaftet.

Der Bundesvorstand der CGB AG in der CDA und die Vertreter der R+V Versicherung vereinbarten, den Meinungsaustausch fortzuführen. Die Vorstandsmitglieder empfehlen dem CGB-Bundesvorstand, im Rahmen einer Gremiensitzung Vertreter der Versicherung einzuladen.

 

 

Bundesgewerkschaftstag der CGPT in Königswinter

Im September fand in Königswinter der Bundesgewerkschaftstag der Christlichen Gewerkschaft Post und Telekommunikation (CGPT) in Königswinter statt.

Die Festveranstaltung am 02.09.2025 abends fand in Teilnahme der Bundestagsabgeordneten MdB Elisabeth Winkelmeier-Becker und dem nordrhein-westfälischen Arbeits- Sozial- und Gesundheitsminister Karl Josef Laumann statt. Beide Redner betonten die Notwendig der Arbeit von Gewerkschaften sowie der Sicherung der Arbeitnehmerrechte und würdigten die Arbeit der CGPT.

Als Vertreter des CGB sprach der DHV-Bundesvorsitzende Henning Röders, der derzeit kommissarischer CGB-Bundesvorsitzender ist, ein Grußwort. Er dankte dem scheidenden CGPT-Bundesvorsitzenden Ulrich Bösl für sein großes Engagement für die christliche Gewerkschaftsbewegung und persönlich für die sehr gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit in den CGB-Gremien. An die Adresse der Politik gerichtet kritisierte Henning Röders in deutlichen Worten das DHV-Tariffähigkeitsverfahren, das unter maßgeblicher Mitwirkung des Landes Nordrhein-Westfalen betrieben worden war. Er äußerte sich zuversichtlich, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) der seit den 1960er Jahren praktizierten BAG-Mächtigkeitsrechtsprechung eine Absage erteilen wird. Immerhin hat der EGMR Die Klage der DHV zur Entscheidung angenommen, was nur 3 % der Klagen vor dem EGMR schaffen. Deutliche Kritik übte Henning Röders auch an dem geplanten Bundestariftreuegesetz. Die Regelung, dass bei konkurrierenden Tarifverträgen nur der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern zur Anwendung kommen soll, benachteiligt Haustarifverträge und Flächentarifverträge von Gewerkschaften außerhalb des DGB. Nach Auffassung von Henning Röders soll es ausreichen, wenn Arbeitgeber bei der Bewerbung um einen öffentlichen Auftrag den Nachweis eines abgeschlossenen Tarifvertrages oder der Mitgliedschaft in einem tarifgebundenen Arbeitgeberverband beifügen oder an Eides statt erklären, welchen Tarifvertrag sie in ihrem Unternehmen anwenden.. Damit wäre dem Gesetzesziel, die Tarifbindung zu steigern, Genüge getan.

Auf dem Bundesgewerkschaftstag wurde der langjährige CGPT-Bundesvorsitzende Ulrich Bösl verabschiedet. Ihm folgt ein Leitungsteam nach – bestehend aus den gleichberechtigten Vorsitzenden Peter Maiwald, Johannes Rehm und Christian Zollner. Henning Röders beglückwünschte dem neu gewählten CGPT-Bundesvorstand zu seiner Wahl und bot insbesondere dem Leitungsteam eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit an.

CGB: Digitalisierung darf nicht zu ständiger Erreichbarkeit führen – Psychische Gesundheit muss stärker geschützt werden

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) drückt in seiner aktuellen Pressemitteilung seine Sorge über die zunehmende psychische Belastung von Arbeitnehmern im Zuge der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz aus. Der CGB fordert endlich strengere verbindliche Regelungen für das so genannte „Recht auf Nichterreichbarkeit“ und einen stärkeren Fokus auf den Schutz der psychischen Gesundheit in der Arbeitswelt.

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) warnt dringend davor, dass die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt zu einer verpflichtenden ständigen Erreichbarkeit und damit zu einer deutlich erhöhten psychischen Belastung bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern führen. „Moderne Technologien bieten enorme Chancen, aber sie dürfen nicht dazu führen, dass die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen“, so der CGB-Bundesvorsitzende Henning Röders. „Der Schutz der psychischen Gesundheit der Beschäftigten in unserem Land muss endlich stärker in den Fokus der Arbeitsrechtspolitik rücken.“, erklärt Henning Röders weiter.

Der CGB fordert die Bundesregierung und die Sozialpartner auf, die fehlenden und dringend erforderlichen strengeren verbindlichen gesetzlichen Regelungen voranzubringen. Dazu gehören aus Sicht des CGB zwingend ein verbindliches und vor allem auch bei Verstößen sanktioniertes „Recht auf Nichterreichbarkeit“ der Beschäftigten. Das bedeutet, dass weder im Feierabend noch im Urlaub Beschäftigte damit rechnen müssen, für dienstliche Zwecke kontaktiert zu werden. Hinzu tritt die Stärkung des Arbeitsschutzes im Bereich psychischer Belastungen mit der Folge, dass Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden müssen, präventive Maßnahmen gegen Burnout, Stress und andere psychische Erkrankungen anzubieten. Ebenso wichtig sind aus Sicht des CGB klare Regelungen zur digitalen Arbeitszeiterfassung. Die Arbeitszeit muss transparent und minutengenau erfasst werden, um Überstunden und unbezahlte Mehrarbeit zu verhindern.

Der CGB betont, dass eine menschengerechte und zukunftsfähige Arbeitswelt die technologische Entwicklung mit den christlich-sozialen Werten von Gerechtigkeit, Solidarität und dem Schutz der Familie in Einklang bringen muss. „Es muss immer darum gehen, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und sicherzustellen, dass die Arbeit dem Menschen dient und nicht umgekehrt“, so der CGB – Bundesvorsitzende Henning Röders abschließend.

 

CGB FORDERT SOZIALREFORMEN MIT AUGENMASS STATT POLITISCHER PANIKMACHE DROHENDER KOLLAPS DER SOZIALVERSICHERUNG DURCH FAKTEN NICHT BELEGBAR

„Ich werde mich durch Worte wie Sozialabbau und Kahlschlag und was da alles kommt, nicht irritieren lassen“, so Bundeskanzler Friedrich März am 23.August auf dem Landesparteitag der niedersächsischen CDU in Osnabrück. Das erwartet auch niemand vom Regierungschef, meint der CGB. Es würde schon reichen, wenn er zumindest die für die im Koalitionsvertrag angekündigten Sozialstaatsreformen relevanten Fakten zur Kenntnis nehmen würde.

Der Bremer CGB-Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende der CDA/CGB-Arbeitsgemeinschaft Peter Rudolph hat gestern auf einer Funktionsträgersitzung seines Verbandes ein Positionspapier zur Diskussion um die Gewährleistung der Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit der gesetzlichen Sozialversicherung vorgestellt, dass dieser Pressemitteilung beigefügt ist. Das Positionspapier soll deutlich machen, dass keinerlei Veranlassung besteht, vor einem „Kollaps von Renten- und Pflegesystem zu warnen“, wie kürzlich durch die Chef-Wirtschaftsweise der alten wie der neuen Bundesregierung, Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schnitzer, geschehen. Nominell wachsende Staatsausgaben für die Sozialversicherung begründen noch keinen Sparzwang. Entscheidend ist vielmehr ihre Entwicklung im Verhältnis zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), des Gesamtwertes aller Waren und Dienstleistungen. Bei diesem Vergleich zeigt sich, dass z.B. die Aufwendungen des Bundes für die Rentenversicherung in den letzten 20 Jahren sogar gesunken sind. Bei der Rentenversicherung ist darüber hinaus zu beachten, dass es sich bei dem Bundeszuschuss um keine Subventionierung handelt, sondern neben Beitragszahlungen im Wesentlichen um Erstattungsleistungen für vom Bund veranlasste versicherungsfremde Aufwendungen der Rentenversicherung. Die Wahrnehmung nicht beitragsfinanzierter Aufgaben, für die der Bund keine oder nicht kostendeckende Ausgleichszahlungen leistet, hat auch maßgeblichen Anteil am Defizit der Pflegeversicherung. Diesen Fakten ist auch bei allen beabsichtigten Reformen der Sozialversicherung Rechnung zu tragen. Entscheidend ist für den CGB die Gewährleistung der Leistungsfähigkeit der Sozialversicherung und nicht die von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände geforderte Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge bei unter 40 Prozent. Dies schließt auch Leistungskürzungen, wie mit der Umgestaltung des Bürgergeldes beabsichtigt, sowie Beitragserhöhungen nicht aus. Der CGB hat in seinen Forderungen zur Bundestagswahl z.B. selbst auf eine Wiederherstellung des Lohnabstandsgebots bei Lohnersatzleistungen gedrängt und gefordert, dass Ansprüche auf sozial- und familienpolitische Leistungen stärker vom Einkommen und der Bedürftigkeit abhängig gemacht werden. Im Hinblick auf den demografischen Wandel teilt der CGB die im Positionspapier wiedergegebene Auffassung der OECD, dass sich die finanziellen Probleme für die Sozialversicherung durch eine Steigerung des Produktivitätswachstums und die Mobilisierung ungenutztem Arbeitskräftepotenzial minimieren lassen.

Zum Herunterladen des Positionspapier-Sozialversicherung

Sozialstaat braucht Reformen statt Blockadehaltung

Manche Äußerungen von Politikern und Interessenvertretern offenbaren eine besorgniserregende Realitätsverweigerung in der deutschen Sozialpolitik. Während manche kategorisch Leistungskürzungen ausschließen und jegliche Reform als „unseriös“ abtun, ignorieren sie die drängenden Herausforderungen unseres Sozialstaats und die berechtigten Sorgen der Beitragszahler. 

Christliche Soziallehre: Solidarität UND Eigenverantwortung

Aus christlich-gewerkschaftlicher Sicht basiert ein funktionierender Sozialstaat auf dem Prinzip der Subsidiarität: Hilfe zur Selbsthilfe steht im Vordergrund, staatliche Unterstützung soll befähigen, nicht dauerhaft alimentieren. Die katholische Soziallehre betont seit jeher, dass Solidarität und Eigenverantwortung keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen müssen.

Eine Ablehnung jeglicher Strukturreformen wird weder der christlichen Verantwortungsethik noch den Interessen der arbeitenden Menschen gerecht. Manche Gewerkschaft, die primär die Interessen von Nicht-Arbeitenden verteidigt, verliert ihre Legitimation als Interessenvertretung der Beschäftigten. 

Klare Haltung: Null Toleranz bei Sozialbetrug

Es muss klar Position bezogen werden gegen organisierte Kriminalität im Sozialbereich. Die Machenschaften krimineller Banden – Menschen aus Südosteuropa werden nach Deutschland gelockt, in Schrottimmobilien untergebracht und mit fingierten Arbeitsverträgen zum Amt geschickt – zeigen das Ausmaß des Problems auf. Bei Sozialbetrug darf es keine Toleranz geben! Jeder erschlichene Euro schadet dem Vertrauen in den Sozialstaat und belastet ehrliche Beitragszahler!

Die Frage bleibt jedoch: Warum besteht bei manchen Politikern und Lobbyvertretern diese Entschlossenheit nur bei der Betrugsbekämpfung, aber nicht bei anderen notwendigen Strukturreformen? Es stellen sich drängende Fragen:

  • Finanzierbarkeit:Wie sollen die steigenden Sozialausgaben langfristig finanziert werden, ohne die Beitragszahler zu überlasten? Die in die Diskussion eingeworfene Aussage, es gebe „keinen Aufwuchs beim Bürgergeld“ ist angesichts der absoluten Zahlen irreführend.
  • Arbeitsanreize:Wie kann sich Arbeit wieder lohnen? Das aktuelle System schafft in vielen Fällen Fehlanreize, die einer Arbeitsaufnahme entgegenstehen.
  • Missbrauchsbekämpfung:Wie können Schlupflöcher, die zu Betrug und Bereicherung geradezu einladen, geschlossen und den kriminellen Ausnutzern des Systems das Handwerk gelegt werden?
  • Hier hat Fahimi völlig recht – die organisierten kriminellen Banden müssen schonungslos verfolgt werden. Ihre klare Haltung zu Sozialbetrug verdient Unterstützung. Doch warum blockiert der DGB dann andere notwendige Reformen?
  • Aufstockerbetriebe:In der berechtigten Kritik u.a. auch der DGB-Gewerkschaften steht der „steuerfinanzierten Kombi-Lohn“ – warum kämpfen aber manche Kritiker dann nicht konsequenter gegen Kombi-Löhne statt für höhere Sozialleistungen? Vor allem für Gewerkschaften muss das ein wichtiges Anliegen sein!

Christliche-gewerkschaftliche Alternative: Würde durch Arbeit

Die christliche Gewerkschaftsbewegung vertritt einen Ansatz der auch im 21. Jahrhundert aktuell ist: Menschliche Würde entfaltet sich durch sinnvolle Arbeit und gesellschaftlichen Beitrag. Ein Sozialstaat, der Menschen dauerhaft in Passivität hält, wird diesem Anspruch nicht gerecht.

Unsere Reformvorschläge:

  • Aktivierende Arbeitsförderung: Stärkung von Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen
  • Entbürokratisierung und Digitalisierung des Sozialstaates
  • Flexiblere Hinzuverdienstgrenzen: Arbeitsaufnahme attraktiver machen
  • KI-Steuer zur Finanzierung der Sozialsysteme: Unternehmen, die den Faktor Arbeit durch KI-Einsatz ersetzen, müssen weiterhin einen Beitrag zur Finanzierung des Sozialstaates leisten. 

Kritische Fragen zur Rentenpolitik:

  • Wie kann die Rente der „Babyboomer“ finanziert werden, ohne die nachfolgenden Generationen zu überlasten? Generationengerechtigkeit muss ernst genommen werden – die junge, wie die ältere Generation haben ein Recht auf ein nachhaltiges Rentensystem!
  • Warum lehnen manche Kritiker jegliche Reformierung oder gar Flexibilisierung im Rentensystem ab?
  • Wie kann die betrieblichen Altersvorsorge weiter gestärkt werden? Das geplante zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz ist ein richtiger Schritt. Die Tarifpartner sowie die Betriebsparteien müssen mit Vereinbarungen auf tariflicher und betrieblicher Ebene bestehende Regelungen weiter entwickeln und weiße Flecken schließen.

Pflegereform: Menschlichkeit statt Polemik

Die Kritik an Karenzzeiten in der Pflege ist berechtigt, aber manche Polemik wird der Komplexität des Problems nicht gerecht. Statt konstruktiver Vorschläge wird so nur Empörung geliefert. Wenn es nur um die tausenden Pflegefälle gehen würde, würden wir nicht dieses sozialstaatliche Dilemma haben und diskutieren. Wer nachgewiesen krank und pflegebedürftig ist, soll auch unterstützt werden.

Christlich-gewerkschaftliche Alternativen:

  • Ausbau der Kurzzeitpflege
  • Stärkung ambulanter Dienste
  • Entlastung pflegender Angehöriger durch flexible Arbeitszeiten
  • Aufwertung der Pflegeberufe durch bessere Bezahlung

Die Zeit ist reif für einen Kurswechsel in der deutschen Sozialpolitik – mit christlicher Verantwortungsethik.

Christlicher Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) fordert: Praktisches Können muss die Leitwährung der Arbeitswelt werden

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) begrüßt die bei Stellenbesetzungen wachsende Anerkennung von praktischen Kompetenzen gegenüber formalen Abschlüssen in der Arbeitswelt. Angesichts des Fachkräftemangels und des permanenten technologischen Fortschritts sieht der CGB darin einen entscheidenden Schritt zur Sicherung der Arbeitsplätze in Deutschland und zur Förderung von Chancengerechtigkeit.

„Wir müssen uns von der einseitigen Fixierung auf akademische Grade und den traditionellen Lebensläufen lösen“, erklärt der CGB – Bundesvorsitzende Henning Röders. „Praktisches Können, Erfahrung und die Fähigkeit zur Problemlösung sind oft wertvoller als reines theoretisches Wissen. Wir brauchen auf dem Arbeitsmarkt eine Kultur, die handwerkliches Geschick und innovative Denkweisen nicht nur respektiert, sondern auch verbindet und dann entsprechend vergütet.“, so Henning Röders weiter.

Der CGB fordert die Unternehmen auf, ihre Einstellungsprozesse zu überdenken und verstärkt auch auf kompetenzbasierte Einstellungskriterien zu setzen. Dies bedeutet in der Umsetzung, dass Bewerberinnen und Bewerber nicht nur nach ihren Zeugnissen, sondern auch nach ihren Fähigkeiten und ihrer Berufserfahrung beurteilt werden. Der CGB sieht hier eine Chance für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nicht den klassischen Bildungsweg eingeschlagen haben, aber über wertvolle, in der Praxis erworbene Kompetenzen verfügen.

Darüber hinaus appelliert der CGB an die Politik, die Rahmenbedingungen für die Anerkennung und den Erwerb von praktischen Fähigkeiten zu verbessern. Dazu gehören die stärkere Förderung dualer Ausbildungssysteme, die Stärkung der beruflichen Weiterbildung und die Schaffung transparenter Mechanismen zur Validierung von non-formal erworbenen Kompetenzen. „In einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt sind es die Menschen, die ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln und anpassen, die den Erfolg von Unternehmen und die Innovationskraft unseres Landes garantieren“, ergänzt der Generalsekretär des CGB Christian Hertzog. „Es ist an der Zeit, dass sich dieser Wandel auch in den Vergütungen und den Karriereaussichten widerspiegelt.“, so Hertzog weiter.

Der CGB wird sich nach wie vor dafür einsetzen, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Wertschätzung erhalten, die ihnen zusteht – gerade auch basierend auf ihrer tatsächlichen Leistung und ihrem praktisch erworbenen Können.