CGB BREMEN FORDERT NEUES KONZEPT FÜR SONNTAGSÖFFNUNGEN DES EINZELHANDELS

Am 2. Dezember berät die städtische Deputation für Gesundheit, Pflege und Verbraucherschutz über einen Verordnungsentwurf über die Öffnung von Verkaufsstellen an Sonntagen in der Stadtgemeinde Bremen für das Jahr 2026. Der Verordnungsentwurf auf Grundlage eines Konzepts aus dem Jahre 2008 sieht für 2026 für 12 Veranstaltungen an 9 Sonntagen Ausnahmeregelungen von den gesetzlichen Ladenschlussregelungen vor.

Der Bremer CGB und seine für den Handel zuständigen Berufsgewerkschaft DHV lehnen den vorliegenden Verordnungsentwurf ab und fordern vom Senat ein neues Konzept für Sonntagsöffnungen des stadtbremischen Einzelhandels. Sie hoffen dabei auf die Unterstützung der Bremischen Evangelischen Kirche und des Katholischen Gemeindeverbandes, die beide am Konzept von 2008 mitgewirkt haben.

In der Abwägung zwischen den Wünschen des Einzelhandels nach zusätzlichen Ladenöffnungszeiten und dem Anspruch der Einzelhandelsbeschäftigten auf Sonntagsruhe haben für die christlichen Gewerkschaften die Belange der Einzelhandelsbeschäftigten eindeutig Vorrang vor Verbraucher- und Wirtschaftsinteressen. DHV und CGB erinnern daran, dass das Bundesverwaltungsgericht bereits 2014 in einer Entscheidung (69/2014) über Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit deutlich gemacht hat, dass es keinen erheblichen Schaden i.S. des Gesetzes darstellt, „wenn der Schutz der Sonn- und Feiertagsruhe nicht hinter dem Wunsch zurücktreten muss, spontan auftretende Bedürfnisse auch sofort erfüllt zu bekommen.“

In seiner Stellungnahme zum Verordnungsentwurf verweist der CGB darauf, dass vom Handel bereits die nach dem Bremischen Ladenschlussgesetz gebotenen großzügigen Möglichkeiten zu Ladenöffnungen nicht vollumfänglich wahrgenommen werden. In der Bremer City sind die Mehrzahl der Geschäfte werktags lediglich zwischen 10 und 19 Uhr geöffnet. In den Stadtteilen schließen viele Läden schon um 18 Uhr und samstags sogar bereits mittags. Dass die Attraktivität von orts- oder stadtteilbezogenen Veranstaltungen nicht von der Möglichkeit zu einem Sonntags-Shopping abhängt, beweist der Verein Die Wachmannstraße e.V., der mitseinem jährlichen Wachmannstraßenfest und Candellight-Shopping über Schwachhausen hinaus Anziehungskraft entwickelt hat und damit auch Handel und Gastronomie vor Ort fördert. Ähnliches sollte auch den Organisatoren örtlicher Events anderer Orts- und Stadtteile möglich sein. Für die Mehrzahl der im Verordnungsentwurf genannten Anlässe sieht der CGB daher keine Notwendigkeit zur Gewährung von Ausnahmenregelungen  vom Bremischen Ladenschlussgesetz. Im Übrigen verweist der Gewerkschaftsbund darauf, dass bereits nach dem seit 2009 geltenden Konzept Ausnahmeregelungen nur für Events von überregionaler Bedeutung zur Anwendung kommen sollen. Veranstaltungen wie der Gröpelinger Sommer, das Borfelder Sommerfest, das Sommerfest Habenhausen oder der Findorffer Genussmarkt erfüllen dies Kriterium mit Sicherheit nicht.

Überregionale Veranstaltungen von wirtschaftlicher oder touristischer Bedeutung, die nach Auffassung von DHV und CGB aufgrund hoher Besucherzahlen die Öffnung von Läden an Sonntagen gerechtfertigt erscheinen lassen, sind die Osterwiese, die Gewerbeschau Osterholz, das Straßenkunstfestival La Strada, das Vegefest, der Bremer Freimarkt sowie die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit, der 2026 von Bremen ausgerichtet wird. Bei einer Sonntagsöffnung anlässlich des Bremer Freimarkt könnte nach Auffassung des CGB aufgrund der unstrittig besonderen Bedeutung dieses Volksfestes auch auf eine räumliche Begrenzung der Ausnahmeregelung verzichtet werden.

Beurteilung und Stellungnahme des Christlichen Gewerkschaftsbundes (CGB) zur Diskussion um das aktuelle Rentenpaket der Bundesregierung

Das Rentenpaket ist aus Sicht des CGB ein  notwendiger Schritt zur sozialen Absicherung der Menschen in Deutschland. Der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) begrüßt die Initiative der Bundesregierung, die gesetzliche Rente zukunftssicher und sozial gerecht zu gestalten. Das jetzt diskutierte Rentenpaket ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der sozialen Säule unseres Staates und sendet ein klares Signal der Verlässlichkeit an alle Generationen.

Wir als CGB treten der, von der Jungen Union und Teilen der politischen Öffentlichkeit verbreiteten Verunsicherung und Kritik,  entschieden entgegen. Die Behauptung einer beispiellosen Benachteiligung der jungen Generation durch das aktuelle Paket ist aus unserer Sicht übertrieben und in weiten Teilen aus der Luft gegriffen.

Jede Generation seit Einführung der umlagefinanzierten Rente stand vor spezifischen demografischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Die heute jungen Menschen profitieren von den Beiträgen der Elterngeneration und werden, ebenso wie frühere Generationen, ihren Teil zur Finanzierung der Renten leisten. Eine höhere Benachteiligung im Vergleich zu den Herausforderungen, die frühere Generationen bewältigen mussten, ist schlichtweg nicht gegeben.

Das Rentenpaket sichert das Rentenniveau und stabilisiert die Beiträge in einer Weise, die auch den künftigen Rentnerinnen und Rentnern eine verlässliche Basis bietet. Die getroffenen Entscheidungen sind ein Kompromiss, der die Lasten vertretbar auf die Schultern aller Beteiligten verteilt.

Für den CGB steht die Gerechtigkeit der Lebensleistung im Zentrum jeder Rentenreform. Menschen, die ihr gesamtes Leben lang hart gearbeitet und ihre Rentenbeiträge in die Solidargemeinschaft eingezahlt haben, verdienen eine Rente, die ihren Einsatz widerspiegelt und einen würdevollen Lebensstandard im Alter ermöglicht.

Die Maßnahmen der Bundesregierung, die das Rentenniveau stabilisieren, honorieren genau diesen lebenslangen Beitrag. Es ist zutiefst ungerecht, wenn langjährige Beitragszahler im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind. Das aktuelle Paket wirkt dieser Ungerechtigkeit entgegen.

Wir als CGB fordern, dass die Ausgestaltung des Pakets sicherstellt, dass Brüche in der Erwerbsbiografie – etwa durch Pflege, Kindererziehung oder Krankheit – nicht zu einer dauerhaften Armutsfalle im Alter führen. Die Rente muss die Summe der Lebensleistung gerechter abbilden.

Das aktuelle Rentenpaket ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es befriedet die Diskussion um das Rentenniveau und stärkt das Vertrauen in die gesetzliche Rente als zentrale Säule der Altersvorsorge.

Der CGB wird den weiteren Prozess konstruktiv begleiten und darauf achten, dass die Balance zwischen Generationengerechtigkeit, Beitragsstabilität und der Anerkennung der Lebensleistung dauerhaft gewährleistet bleibt.

 

Berlin, im November 2025

CGB Pressemitteilung: Wirtschaftliche Impulse und soziale Reformen

Sechs Monate neue Bundesregierung: CGB sieht verlangsamtes Tempo bei Sozialreformen und  Fordert die Umsetzung des „Deutschland-Pakts“ für die Beschäftigten

Nach sechs Monaten Regierungszeit unter Bundeskanzler Friedrich Merz zieht der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) ein differenziertes Fazit. Der CGB würdigt die eingeleiteten Wirtschaftsimpulse zur Stärkung des Standorts Deutschland, kritisiert aber das zögerliche Tempo und das noch mangelnde Engagement bei der konkreten sozialen Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

„Die Bundesregierung hat in den ersten sechs Monaten wichtige Weichen in der Wirtschafts- und Energiepolitik gestellt. Die klaren Signale für Investitionen und Bürokratieabbau sind erkennbar und finden unsere Zustimmung“, erklärt Henning Röders, Bundesvorsitzender des CGB. „Dies sind notwendige Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit in schwierigen Zeiten zu sichern. Allerdings beobachten wir mit Sorge, dass der soziale Ausgleich und die direkten Entlastungen für die hart arbeitenden Menschen noch nicht die Priorität erfahren haben, die sie angesichts von hoher Inflation und Lebenshaltungskosten verdienen.”, so Henning Röders weiter.

Der CGB sieht insgesamt eine verhalten positive Gesamtbilanz mit der deutlichen Mahnung, dass die soziale Flanke dringend gestärkt werden muss.

„Wir dürfen die soziale Gerechtigkeit nicht auf die lange Bank schieben, denn die soziale Frage spaltet die Gesellschaft mehr denn je. Der Arbeitnehmer ist nicht nur Kostenfaktor, sondern der zentrale Leistungsträger unseres Wohlstands in Deutschland. Wir brauchen eine Politik, die Wachstum und die Menschen gleichermaßen in den Vordergrund stellt, ohne sie gegeneinander auszuspielen.“, ergänzt der Generalsekretär Christian Hertzog.

Der CGB fordert die Bundesregierung auf, ihren wirtschaftlichen Fokus durch konsequente soziale Maßnahmen zu ergänzen und den „Deutschland-Pakt“ auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer auszuweiten. Dazu ist die Anpassung der Steuerpolitik an die realen Belastungen der Arbeitnehmer überfällig. Wir als CGB fordern die rückwirkende und zügige Beseitigung der kalten Progression im Jahr 2025 sowie die Einführung eines progressiven Inflationsausgleichs, der die Kaufkraft der Löhne nachhaltig sichert.

Die Sozialpartnerschaft ist seit dem Bestehen der Bundesrepublik Deutschland das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Deren Wertschätzung muss über Rhetorik hinausgehen. Die Regierung muss die Tarifautonomie durch erweiterte Allgemeinverbindlichkeit und die Anerkennung von Gewerkschaftspluralismus stärken. Außerdem muss die Rolle der Betriebsräte insbesondere bei Fragen der Transformation, etwa wie KI-Einführung oder Qualifizierung,  gesetzlich ausgebaut werden.

Der CGB wird die weitere Entwicklung der Legislaturperiode genau beobachten. „Die Richtung stimmt wirtschaftlich, aber das Tempo im Sozialen ist zu niedrig. Wir fordern Kanzler Merz und sein Kabinett auf, die Zeit jetzt für einen sozialen Kraftakt zu nutzen, der den Fleiß und das Engagement der Beschäftigten honoriert“, erklärt Henning Röders.

 

Warum Gewerkschaften echte Nachhaltigkeit statt Greenwashing brauchen

Moin! Neulich auf einer Betriebsversammlung: Die Geschäftsführung präsentiert stolz die neue „Nachhaltigkeitsstrategie“ – bunte Folien, CO2-Kompensationen irgendwo in Südamerika, ein paar Recycling-Tonnen mehr. Die Kolleginnen und Kollegen? Applaudieren pflichtschuldig. Die Gewerkschaft? Nickt zustimmend. Und ich denke: Moment mal, ist das wirklich unser Job? 

Der Elefant im Raum

Lassen wir uns nichts vormachen: Wenn Gewerkschaften auf den Nachhaltigkeitszug aufspringen, ohne genau hinzuschauen, machen wir uns zu nützlichen Idioten des Greenwashings. Wir legitimieren dann mit unserem guten Namen Maßnahmen, die vor allem eins sind – gutes Marketing. Dabei haben wir als Gewerkschaften eine verdammt wichtige Aufgabe, wenn es um echte Transformation geht. 

Was ist denn eigentlich „vernünftige“ Nachhaltigkeit?

Vernünftige Nachhaltigkeit aus gewerkschaftlicher Sicht bedeutet: Sie muss die Beschäftigten mitnehmen, nicht zurücklassen. Sie schafft gute, sichere Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Branchen oder macht die Branche zukunftssicher. Sie bedeutet Weiterbildung statt Entlassung. Sie heißt Mitbestimmung bei der Transformation, nicht Pressemitteilungen nach vollendeten Tatsachen.

Blanker Aktionismus dagegen? Das sind die symbolischen Papiertüten im Supermarkt, während die Lieferketten weiter fragwürdig bleiben und Biosiegel selbst gestaltet werden können und „regional“ bis 500 km bedeutet. Das sind Elektro-Dienstwagen für die Führungsetage, während noch gute Lebensmittel weiter klimaschädlich entsorgt werden müssen. Das ist die „klimaneutrale“ Versandoption beim Online-Händler, der seine Paketboten zu Hungerlöhnen beschäftigt. 

Der Just-Transition-Imperativ

Wir stehen vor der größten Transformation der Arbeitswelt seit der Industrialisierung. Branchen verschwinden, neue entstehen. Wer jetzt nicht aufpasst, erlebt ein Déjà-vu des Strukturwandels der 90er Jahre – nur in Grün. Dann heißt es wieder: „Tut uns leid, aber der Markt, die Klimaziele, ihr versteht schon…“

Echte gewerkschaftliche Nachhaltigkeitspolitik stellt unbequeme Fragen:

  • Wer zahlt für den Umbau – die Beschäftigten oder die Profiteure jahrzehntelanger umweltschädlicher Geschäftsmodelle?
  • Welche Qualifikationen brauchen Beschäftigte für „grüne“ Jobs, und wer finanziert die Weiterbildung?
  • Wie sichern wir gute Arbeitsbedingungen in neuen „grünen“ Branchen – oder wiederholen wir die Fehler der Plattformökonomie?
  • Warum sollen Beschäftigte Verzicht üben, während Konzerne weiter nur „greenwashed“ weitermachen wie bisher? 

Greenwashing erkennen und bekämpfen

Gewerkschaften haben die Kompetenz und die Position, echte von falscher Nachhaltigkeit zu unterscheiden. Wir sitzen in Aufsichtsräten, Betriebsräten, an Verhandlungstischen. Wir können nachprüfen, ob hinter den grünen Versprechen echte Veränderung oder nur PR steckt.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen feiert seine „klimaneutrale Produktion“. Man schaut genauer hin und fragt: Wurde tatsächlich CO2 eingespart oder nur kompensiert? Wurden die Emissionen outgesourct? Welche sozialen Standards gelten in der Lieferkette? Wurden Beschäftigte in die Planung einbezogen? Entstehen durch Automatisierung und K.I. neue Gefährdungen? 

Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit

Hier liegt der Kern gewerkschaftlicher Verantwortung: Nachhaltigkeit ist kein rein ökologisches Projekt. Die UN-Nachhaltigkeitsziele umfassen gute Arbeit, faire Löhne, Geschlechtergerechtigkeit. Wenn wir zulassen, dass „Nachhaltigkeit“ auf CO2-Bilanzen reduziert wird, während Arbeitsrechte geschleift werden, haben wir versagt.

Die Solarbranche in Deutschland ist ein warnendes Beispiel. Grüne Technologie, subventioniert mit Milliarden – aber am Ende in Billiglohnländer ausgelagert, weil niemand für gute Arbeitsbedingungen gekämpft hat. Das darf uns bei Windkraft, Batterieproduktion und Wasserstoff nicht noch einmal passieren. 

Was Gewerkschaften jetzt tun müssen

Erstens: Expertise aufbauen. Wir brauchen gewerkschaftliche Nachhaltigkeitsexpertinnen, die mitverhandeln können, wenn es um Transformationspfade geht.

Zweitens: Rote Linien ziehen. Keine Zustimmung zu Nachhaltigkeitsstrategien ohne verbindliche Beschäftigungssicherung, Qualifizierung und Mitbestimmung.

Drittens: Kritischen Dialog fördern mit Arbeitgeberverbänden, Politikern, Umweltverbänden, Klimabewegung, Sozialorganisationen – aber auf Augenhöhe und mit klaren sozialen Forderungen.

Viertens: Den Diskurs nicht überlassen. Wenn wir nicht definieren, was gerechte Transformation bedeutet, tun es andere – meist nicht in unserem Sinne. 

Das Fenster schließt sich

Die kommenden Jahre entscheiden, ob die ökologische Transformation sozial gerecht gelingt oder auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Gewerkschaften, die jetzt für billigen Aktionismus applaudieren, werden später nichts mehr zu verhandeln haben. Die Weichen werden jetzt gestellt.

Deshalb: Schluss mit dem grünen Feigenblatt. Gewerkschaften müssen unbequem sein, nachfragen, nachrechnen, nachhaken. Wir sind keine Abteilung der Unternehmenskommunikation. Wir vertreten die Interessen derer, die morgens zur Arbeit gehen – und das auch in zwanzig Jahren noch tun wollen, unter guten Bedingungen, in einer lebenswerten Umwelt.

Das ist echte Nachhaltigkeit. Alles andere ist Folklore.

 

Harm Marten Wellmann

 

 

„Vielfalt predigen, Monopol leben“

Manchmal fragt man sich, ob Gewerkschaften wirklich für die Menschen kämpfen, die sie vertreten sollen – oder eher für sich selbst.

Besonders die großen Einheitsgewerkschaften im DGB – ver.di, IG Metall, IG BCE, GEW, NGG, EVG, IG BAU – predigen stolz Werte wie Vielfalt, Mitbestimmung und Demokratie. Doch wer genau hinsieht, merkt: Vieles davon gilt nur, solange es das eigene Monopol nicht stört.

Stellen Sie sich vor: Sie wollen ihre Arbeit, ihre Stimme und ihre Rechte über eine Gewerkschaft vertreten lassen. Doch die Tür, die Ihnen offenstehen sollte, wird zugeschlagen. Nicht weil Ihre Anliegen nicht ernst genommen werden – sondern weil Sie nicht Teil des großen Apparats sind. Kleine oder alternative Gewerkschaften werden skeptisch beäugt, meistens sogar aktiv abgewehrt und angegangen. Vielfalt? Ja, bitte – nur nicht vor der eigenen Haustür. 

Warum? Ganz einfach: Mitglieder sind Macht. Wer viele Mitglieder hat, hat Einfluss – auf Tarifverträge, Politik und Öffentlichkeit. Jede neue Gewerkschaft, die Mitglieder gewinnt, schränkt diese Macht ein. Da kann das Prinzip der Tarifeinheit noch so gut klingen – hinter der juristischen Fassade steckt oft das gleiche Kalkül wie bei jedem Konzern: Kontrolle behalten, Konkurrenz ausschalten. 

Und während diese Einheits-Gewerkschaften offiziell von Mitbestimmung sprechen, erleben Beschäftigte im Alltag oft das Gegenteil: Entscheidungen werden zentral getroffen, politische Kontakte gepflegt und Tarifprozesse gesteuert – alles ohne echte Mitwirkung und Mitbestimmung der Basis. Wer versucht, das zu ändern, gilt schnell als Störenfried. 

Dabei wäre Konkurrenz ein Gewinn für uns alle. Mehr Gewerkschaften bedeuten: Mehr Wahlmöglichkeiten, mehr Anpassung an die Realität einzelner Branchen, mehr Druck auf die Apparate, die sich sonst bequem auf ihrem Monopol ausruhen. Stattdessen sehen wir, wie ein Ideal – Demokratie und Vielfalt – eher als Schutzmechanismus für den eigenen Machtbereich genutzt wird.

Man muss das nicht kompliziert machen: Gewerkschaften sind für die Menschen da, nicht für ihre eigene Vormachtstellung. Wenn Vielfalt ein Wert ist, dann darf sie nicht am eigenen Zaun enden.

 

Fazit: Wir brauchen Gewerkschaften, die nicht nur predigen, sondern wirklich zuhören. Die Vielfalt zulassen, ohne Angst vor Konkurrenz.

Die Demokratie leben – in jedem Betrieb, in jeder Branche, für jede Stimme.

 

Nur so werden Gewerkschaften wieder das, was sie eigentlich sein sollten: Partner der Beschäftigten, nicht Hüter eines Monopols.

 

Harm Marten Wellmann

Ein Rat an die jungen Leute: Warum ihr euch organisieren solltet – und zwar jetzt Eine Kolumne

Ein Rat an die jungen Leute: Warum ihr euch organisieren solltet – und zwar jetzt-Eine Kolumne

„Gewerkschaft? Das ist doch was für meine Eltern.“ Diesen Satz höre ich ständig. Von gut ausgebildeten Berufseinsteigern, von Azubis, von Freelancern in hippen Co-Working-Spaces. Und jedes Mal denke ich: Genau deshalb seid ihr die Verlierer der Zukunft.

Klingt hart? Ist aber so. Schauen wir uns mal an, wie die Arbeitswelt gerade läuft.

Die Märchenstunde ist vorbei

Erinnert ihr euch noch an die Versprechen? „Fachkräftemangel“, hieß es. „Ihr könnt euch die Jobs aussuchen!“ „New Work“ würden wir machen, mit Obstkorb, Tischkicker und „flachen Hierarchien“. Die Realität sieht anders aus.

Befristete Verträge als Standard. Probezeiten, die sich anfühlen wie Dauerbewerbungsgespräche. Überstunden, die selbstverständlich erwartet werden – unbezahlt natürlich, weil „wir sind doch ein Team“. Home-Office-Pflicht wurde zur „Erreichbarkeit rund um die Uhr“. Und die Gehaltsverhandlung? „Tut uns leid, aber das Budget, du verstehst…“

Willkommen in der Realität. Willkommen dort, wo eure Großeltern schon waren – nur dass die sich gewehrt haben. 

Der größte Trick des Systems

Das Geniale am modernen Arbeitsmarkt ist: Man hat euch eingeredet, ihr seid alle Einzelkämpfer. „Entrepreneur deines eigenen Lebens.“ „Personal Branding.“ „Networking statt Solidarität.“ Jeder kämpft für sich, optimiert seinen Lebenslauf, seine Skills, sein LinkedIn-Profil.

Und während ihr individuell verhandelt, sitzt auf der anderen Seite eine Rechtsabteilung, eine HR-Abteilung, ein Vorstand – hochorganisiert, mit klarer Strategie. Ihr kommt einzeln, sie kommen als Konzern. Merkt ihr, wie unfair dieses Spiel ist?

„Aber ich brauche doch keine Gewerkschaft“

Klar. Du hast einen guten Job, ordentliches Gehalt, machst dein Ding. Wozu organisieren? Drei Gründe:

  • Erstens: Deine Situation ist fragiler als du denkst. Eine Umstrukturierung, ein neuer Chef, eine Krise – und plötzlich bist du verhandelbar. Dann ist es verdammt praktisch, wenn nicht nur dein Anwalt, sondern eine ganze Organisation hinter dir steht.
  • Zweitens: Alleine kriegst du die großen Sachen nicht durch. Vier-Tage-Woche? Mehr Gehalt? Bessere Arbeitsbedingungen? Klar kannst du individuell verhandeln – wenn du Glück hast, kriegst du ein bisschen mehr. Aber echte Veränderung? Die passiert nur kollektiv. Die 40-Stunden-Woche, die 35-Stunden-Woche, Urlaubsanspruch, Kündigungsschutz – nichts davon wurde erbettelt. Es wurde erkämpft.
  • Drittens: Die Spielregeln werden gerade neu geschrieben. KI ersetzt Jobs. Plattformökonomie höhlt Arbeitsrechte aus. Klimatransformation verändert ganze Branchen. Glaubst du ernsthaft, die Unternehmen fragen dich, wie das ablaufen soll? Nur wenn du organisiert bist, hast du eine Stimme, wenn die Zukunft deiner Arbeit verhandelt wird. 

Aber Gewerkschaften sind doch veraltet“

Sind sie. Teilweise. Viele Gewerkschaften haben den Anschluss an die Realität junger Beschäftigter verpasst. Zu langsam, zu bürokratisch, zu sehr auf Industriejobs fokussiert.

Aber wisst ihr was? Das ändert sich nur, wenn ihr mitmacht. Wenn ihr reingeht und sagt: „Das muss anders laufen.“ Organisationen verändern sich durch die, die mitmachen – nicht durch die, die draußen meckern.

Übrigens: Es gibt längst Vorbilder für moderne Gewerkschaftsarbeit, beispielsweise in den USA, Organizing-Kampagnen bei Lieferdiensten, bei Starbucks, bei Amazon, in der Games-Industrie, bei Startups. Junge Leute, die sich nicht alles gefallen lassen wollen und verstanden haben: Gemeinsam sind wir stärker.

Die Rechnung ist einfach

Ein Gewerkschaftsbeitrag kostet dich – je nach Einkommen – zwischen 10 und 90 Euro im Monat. Bei der DHV z.B. nur maximal 25 Euro. Dafür kriegst du:

  • Rechtsschutz im Arbeits- und Sozialrecht
  • Ggfs. Tarifverhandlungen, die mehr rausholen als du alleine jemals könntest
  • Rückendeckung, wenn du Missstände ansprichst
  • Weiterbildungen, Beratung, Netzwerk
  • Eine Stimme in Betriebsräten und Aufsichtsräten
  • Die Gelegenheit mitzuwirken und zu gestalten…
  • Das gute Gefühl sich nicht nur für Dich selbst, sondern auch für andere einzusetzen

Eine einzige erfolgreiche Gehaltsverhandlung, die durch Tarif- oder Kollektivvertrag abgesichert ist, holt die Beiträge von Jahren wieder rein. Rechtsschutz bei einer ungerechtfertigten Kündigung sowieso. Finanziell ist das also ein No-Brainer. 

Die unbequeme Wahrheit

Eure Generation erbt einen Arbeitsmarkt, der prekärer ist als der eurer Eltern. Weniger Festanstellungen, mehr Befristungen, weniger Rente, höhere Lebenshaltungskosten und Konkurrenz durch Künstliche Intelligenz. Die einzige Antwort darauf ist: Organisation.

Und nein, ich rede nicht von Revolution. Ich rede von verdammt pragmatischer Interessenvertretung. Davon, dass ihr euch nicht einzeln über den Tisch ziehen lasst. Davon, dass ihr mitentscheidet, wie Arbeit in Zukunft aussieht.

Was jetzt zu tun ist

Hört auf, euch als „noch nicht wirklich angekommen“ zu sehen. Ihr seid die Arbeitswelt von heute. Ihr habt die gleichen Rechte wie alle anderen – aber die muss man auch durchsetzen.

Schaut euch an, welche Gewerkschaft für euren Bereich zuständig ist. Geht zu einem Treffen, zu einer Veranstaltung. Redet mit Kolleginnen und Kollegen. Gründet einen Betriebsrat, wenn es keinen gibt.

Und ja, das kostet Zeit. Ja, das ist manchmal nervig. Aber wisst ihr, was nerviger ist? Mit 50 rauszufliegen und zu merken, dass du alleine ziemlich machtlos bist. Oder mit 30 zu merken, dass du für Arbeit ausgebeutet wirst, die andere reich macht, während du gerade so über die Runden kommst.

Der Deal

Die Gewerkschaften brauchen euch – dringend. Neue Perspektiven, digitale Kompetenz, Verständnis für moderne Arbeitsformen. Aber ihr braucht sie auch. Denn eines ist sicher: Die Unternehmen organisieren sich. Die Lobbys organisieren sich. Die Arbeitgeberseite ist hochorganisiert einflussreich.

Wenn ihr das nicht auch seid, habt ihr schon verloren.

Also: Organisiert euch. Nicht aus Nostalgie. Nicht aus Ideologie. Sondern weil es das Vernünftigste ist, was ihr für eure berufliche Zukunft tun könnt.

Geschrieben von jemandem, der möchte, dass ihr in 20 Jahren nicht bereut, euch nicht gewehrt zu haben.

 

H&M-Filiale in Nürnberg schließt – Beschäftigte vor unzumutbarer Situation

DHV: Vorgehen der Geschäftsführung ist moralisch nicht vertretbar

Nürnberg – Die bevorstehende Schließung der H&M-Filiale in der Nürnberger Innenstadt setzt die Beschäftigten massiv unter Druck. Erst im Mai 2024 war ein weiteres Geschäft derselben Kette in unmittelbarer Nähe eröffnet worden, doch die Mitarbeitenden des alten Standorts sollen nicht automatisch übernommen werden. Stattdessen sollen sie sich auf neue Stellen am anderen Standort bewerben, allerdings zu veränderten Konditionen und ohne jede Garantie einer Anstellung. Viele Betroffene arbeiten seit Jahrzehnten für das Unternehmen, das ihnen nun faktisch die berufliche Zukunft entzieht.

Die DHV – Die Berufsgewerkschaft – bewertet dieses Vorgehen als bewusst kalkuliert und moralisch nicht vertretbar. Nach ihrer Einschätzung handelt die Geschäftsführung auf Kosten der langjährigen Beschäftigten, deren Einsatz und Loyalität die Basis des Unternehmens bilden. Es sei unzumutbar, Mitarbeitende nach jahrelanger Betriebszugehörigkeit vor die Wahl zu stellen, entweder völlig unsichere Perspektiven zu akzeptieren oder Arbeitsbedingungen zu übernehmen, die weit unter den bisherigen Standards liegen.

Die psychische Belastung der Belegschaft ist erheblich, da viele Mitarbeitende älter sind und gesundheitliche Probleme haben. Für diese Personen sei es fast unmöglich, alternative Arbeitsplätze zu finden. Zugleich liegen die angebotenen Stellen teilweise weit entfernt, obwohl erst vor kurzem eine neue H&M-Filiale in Nürnberg eröffnet hat, oder erfordern Arbeitszeitmodelle, die insbesondere alleinerziehende Mitarbeitende kaum vereinbaren können.

Aus Sicht der DHV verfolgt die Geschäftsführung eine berechnende Strategie, die darauf abzielt, Mitarbeitende, die nicht flexibel genug sind, auszusondern und gleichzeitig die Bedingungen für die verbleibenden Beschäftigten zu verschlechtern. Wirtschaftsexperten bestätigen, dass solche Methoden zwar rechtlich schwer angreifbar sein können, moralisch jedoch nicht zu rechtfertigen sind. Es handele sich um eine bewusste Benachteiligung älterer Mitarbeitender oder solcher mit gesundheitlichen Einschränkungen, die auf ein systematisches Kalkül der Unternehmensleitung hindeutet.

H&M begründet das Fehlen eines Sozialplans damit, dass die Vorstellungen von Arbeitgeberseite und Betriebsrat zu weit auseinanderlägen, und verweist darauf, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten würden und Mitarbeitende sich auf offene Stellen bewerben könnten. Die DHV weist jedoch darauf hin, dass gesetzliche Korrektheit allein moralische Verantwortung nicht ersetzt und dass wirtschaftliche Interessen nicht über die Würde und die Existenz der Beschäftigten gestellt werden dürfen.

Für die DHV bleibt die Situation ein klarer Beleg dafür, dass die Geschäftsführung von H&M skrupellos und verantwortungslos handelt, indem sie langjährige Mitarbeitende unter Druck setzt, um sich betriebliche Vorteile zu verschaffen, während sie die soziale Verantwortung völlig außer Acht lässt. Dieses Vorgehen ist nicht nur symptomatisch in Nürnberg, sondern auch an anderen Standorten der Kette H&M zu verfolgen. 

Erfolgreicher DHV-Landesgewerkschaftstag in Duisburg

„Gewerkschaft 5.0 und Digitalisierung“ – DHV NRW setzt Zeichen für die Zukunft

Duisburg, 18. Oktober 2025 – Unter dem Leitmotto „Gewerkschaft 5.0 und Digitalisierung“ fand in Duisburg der Landesgewerkschaftstag 2025 des DHV-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen statt. Die Delegiertenversammlung blickte auf vier herausfordernde, aber erfolgreiche Jahre zurück und stellte die Weichen für eine digitale und innovative Zukunft der Gewerkschaftsarbeit.

Prominente Grußworte unterstreichen politische Bedeutung

Nach der Eröffnung durch den Landesvorsitzenden André Kunza würdigten hochrangige Gäste die Arbeit des Landesverbandes. DHV-Bundesvorsitzender Henning Röders und GTL-Bundesvorsitzender Ralf Vüllings überbrachten ihre Grußworte persönlich. Schriftliche Grüße kamen unter anderem vom Landtagspräsidenten André Kuipers, dem Arbeitsminister Karl Josef Laumann für die Landesregierung sowie dem CGB-Landesvorsitzenden NRW Bernhard Cwiklinski.

Bilanz einer außergewöhnlichen Wahlperiode

In seinem Tätigkeitsbericht zeichnete Geschäftsführer Harm Marten Wellmann das Bild einer Gewerkschaft, die aus der Krise gestärkt hervorging. Nach dem Verlust der Tarifberechtigung im Juni 2022 verwandelte der DHV NRW die Herausforderung in eine beispiellose Transformation. Statt Mitgliederschwund zu erleiden, blieben die Zahlen konstant – ein Beweis für das Vertrauen der Mitglieder.

Der Landesverband etablierte sich als digitaler Vorreiter: Mit über 6.500 Instagram-Followern seit 2022, einer engagierten Facebook-Community und als eine der ersten deutschen Gewerkschaften auf TikTok erreicht der DHV NRW monatlich rund 300.000 Menschen. Die Erfolgsquote von über 80 Prozent in arbeitsrechtlichen Verfahren und die gestärkte politische Lobbyarbeit mit direktem Draht zum NRW-Arbeitsministerium rundeten die positive Bilanz ab. Das Tarifverfahren liegt weiterhin beim Europäischen Gerichtshof – der DHV wartet auf eine positive Entscheidung, um wieder vollumfänglich als Tarifpartner agieren zu können.

Geschlossener Vorstand – Klares Mandat für die Zukunft

Die Wahlen bestätigten das bewährte Führungsteam: André Kunza wurde als Landesvorsitzender wiedergewählt, ebenso sein Stellvertreter Peter Schütt, Landesrechner Harm Marten Wellmann und Schriftführer Thomas Schrader. Als Beisitzer wurden Sabine Bondzio, Helmar Hinrichs, Martin Flintrop, Karl-Heinz Rosenfeld, Joachim Drößler und Marc Will gewählt. Aus dem Landesvorstand ausgeschieden sind Angelika Will und Peter Zander.

Henning Röders übernahm das Amt des Tagungspräsidenten. Die Stimmzählung oblag Sabine Bondzio und Yvonne Boese. Alexander Raeder und Joachim Seegers wurden als Rechnungsprüfer bestätigt, Josef Czok ist neues Aufsichtsratsmitglied. Zudem wurden die Bundesgewerkschaftsdelegierten für die Periode 2025-2029 gewählt.

Wegweisende Anträge für eine moderne Gewerkschaft

Der Gewerkschaftstag beschloss nach intensiver Diskussion mehrere zukunftsweisende Anträge, die das Profil des DHV schärfen:

Soziale Gerechtigkeit im Fokus:

  • Beitragsreduzierung für ehemalige Soldatinnen und Soldaten sowie Dienstleistende
  • Ermäßigte Beiträge für ehrenamtlich tätige Mitglieder
  • Einführung eines Rentenbeitrags für aus dem Berufsleben ausgeschiedene Mitglieder

Digitalisierung und Zukunftsthemen:

  • Einrichtung eines DHV-Bundeshaushaltspostens für Digitalisierung, Social Media und Öffentlichkeitsarbeit
  • Positionierung zur Künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt: Unterstützung statt Verdrängung des Menschen

Gesellschaftspolitische Impulse:

  • Initiative zur sozial gerechten und generationenfesten Reform des Rentensystems
  • Forderung nach leistungsorientierter Reform des Bürgergelds/der Grundsicherung unter dem Motto „Bürgergeld/Grundsicherung darf sich nicht lohnen“

Alle Anträge wurden nach konstruktiver Debatte und teilweise kleinen Änderungen einstimmig angenommen.

Ausblick: Bereit für die Zukunft

In seinem Schlusswort betonte der Landesvorsitzende André Kunza die Stärke der Gemeinschaft: „Wir haben bewiesen, dass wir jede Krise in eine Chance verwandeln können. Die DHV lässt sich nicht unterkriegen – gemeinsam sind wir unaufhaltbar.“

Der Landesgewerkschaftstag 2025 sendet ein klares Signal: Der DHV NRW ist nicht nur gewappnet für die digitale Zukunft der Arbeitswelt – er gestaltet sie aktiv mit. Mit solidarischen Mitgliedern, politischer Schlagkraft und innovativen Konzepten steht der Landesverband bereit für die kommenden Herausforderungen.

Glück auf DHV!

Der gewählte Landesvorsitzende Andre Kunza (li.) und sein Stellvertreter Peter Schütt

Jobangst – Wenn die Sicherheit schwindet

Die Schlagzeilen der letzten Wochen lesen sich wie ein Déjà-vu aus Krisenzeiten: Bosch streicht 13.000 Stellen, ZF baut 7.600 Jobs ab, Lufthansa will 4.000 Beschäftigte weniger. Während Politiker von einem zarten Aufschwung sprechen, erleben viele Beschäftigte genau das Gegenteil – Verunsicherung, Stillstand, Angst.

Laut einer aktuellen Umfrage für FOCUS online fürchtet inzwischen jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland, in den nächsten zwölf Monaten den Job zu verlieren. Besonders betroffen sind junge Menschen: Bei den 16- bis 18-Jährigen sind es ganze 26 Prozent, bei Auszubildenden sogar 39 Prozent. Wer gerade erst ins Berufsleben startet, spürt die Unsicherheit am deutlichsten.

Energiepreise, Politik, Ausland – die Hauptsorgen

Die Gründe liegen auf der Hand. Mehr als ein Viertel der Befragten nennt die hohen Energiepreise als größte Gefahr für Arbeitsplätze. Weitere 22 Prozent machen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung verantwortlich, 18 Prozent sehen die Verlagerung von Produktion ins Ausland als Hauptproblem.

Auch das Vertrauen in die Politik bröckelt: Obwohl Kanzler Friedrich Merz und seine Regierung die Wirtschaft zur „Chefsache“ erklärt haben, glauben nur 23 Prozent der Bürger, dass sie Arbeitsplätze in Deutschland langfristig sichern kann. Die große Mehrheit ist skeptisch.

Was jetzt zählt: Zusammenhalt

Gerade in solchen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Zusammenhalt ist. Wenn Unternehmen sparen, Personal abbauen und Zukunftsängste wachsen, hilft es nicht, allein dazustehen. Eine Gewerkschaft ist kein Anachronismus – sie ist der Rückhalt, den man braucht, wenn die Zukunft unsicher wird.

Die DHV – Die Berufsgewerkschaft ist genau für diese Situationen da. Sie vertritt Beschäftigte in Handel, Banken, Versicherungen, Dienstleistung und Verwaltung – also genau jene Gruppen, die bei großen Umstrukturierungen oft übersehen werden. Sie unterstützt, wenn Arbeitsplätze wackeln, kämpft für faire Bedingungen und steht ihren Mitgliedern juristisch und menschlich zur Seite.

Sicherheit kommt von unten

Sicherheiten, die früher selbstverständlich waren, gibt es nicht mehr. Aber man kann selbst etwas dafür tun. Wer sich organisiert, hat eine Stimme – und wer sich zusammenschließt, wird gehört. Jobangst lässt sich nicht weg reden. Aber sie lässt sich bekämpfen – mit Solidarität, mit Engagement, mit einer starken Gemeinschaft. Denn am Ende gilt:
Wer allein kämpft, kann verlieren. Wer gemeinsam kämpft, kann gewinnen – in der DHV.

Henning Röders als neuer CGB-Bundesvorsitzender gewählt

Der Christliche Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) hat am 16. Oktober 2025 einen neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Der Hauptausschuss des CGB wählte einstimmig den 57-jährigen Mecklenburger Henning Röders zum neuen CGB-Bundesvorsitzenden.

Henning Röders, Volljurist und aktives CDA- sowie CDU-Mitglied, tritt die Nachfolge von Reiner Jahns an, der sein Amt aufgrund einer schweren Erkrankung vorzeitig niederlegte. Er verfügt über 25 Jahre Gewerkschaftserfahrung, auch als amtierender Bundesvorsitzender der Berufsgewerkschaft DHV seit 2013.

Der CGB ist mit 270.000 Mitgliedern die drittgrößte gewerkschaftliche Spitzenorganisation in Deutschland.

Henning Röders kündigte an, in seiner Amtszeit die Bedeutung des CGB als Sprachrohr der christlichen Gewerkschaftsbewegung weiterzuentwickeln und sich für die Stärkung der Tarifautonomie und mehr Gewerkschaftspluralismus einsetzen. Er fordert die ersatzlose Abschaffung des Tarifeinheitsgesetzes. Er kritisiert scharf das geplante Bundestariftreuegesetz, das seiner Auffassung nach Haustarifverträge und Flächentarifverträge von kleineren Gewerkschaften benachteiligt und tritt für eine Überarbeitung ein. Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Rezession und des Abbaus von Industriearbeitsplätzen fordert Henning Röders die zügige Nutzung der Mittel des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität zur Stärkung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland.

Henning Röders warnt insbesondere davor, den Sozialstaat „kaputt zu reden“, und fordert die Bundesregierung auf, zuerst seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Sozialversicherungsträgern nachzukommen, bevor über eine erneute Belastung der Beitragszahler nachgedacht werde.

In das Amt des stellvertretenden Bundesvorsitzenden des CGB als Nachfolger von Henning Röders wurde das langjährige Bundesvorstandsmitglied Thomas Plemenik (CGM) gewählt. Thomas Plemenik kündigte an, den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Entwicklung der Jugendarbeit und die Bewältigung der Herausforderungen der Arbeitswelt 5.0 mit der Einbindung von künstlicher Intelligenz zu legen.